Wirtschaft

Aufregung um Kündigungen bei Saubermacher

Die Firma Saubermacher mit Sitz in Feldkirchen bei Graz hat 38 Mitarbeiter, das sind rund vier Prozent der Belegschaft, gekündigt. Unter den Mitarbeitern macht sich aufgrund der Vorgehensweise laut einem Bericht der Austria Presse Agentur großer Unmut breit.

Die Geschäftsleitung von Saubermacher begründete die Maßnahme mit Umsatzrückgängen in Folge der Coronavirus-Pandemie. Einige Mitarbeiter zeigten sich darüber sehr enttäuscht.

Firma zeigte nach Kurzarbeit „das wahre Gesicht“

„Geduldig haben alle Mitarbeiter die Kurzarbeit mitgetragen, eine Betriebsvereinbarung war ausreichend und niemand bestand auf Einzelvereinbarungen“, hieß es in einem der APA vorliegenden Brief eines Mitarbeiters, der selbst nicht zu den Gekündigten gehöre. Dann habe man „am ersten Tag nach der Kurzarbeit das wahre Gesicht zu sehen“ bekommen: Die 38 Mitarbeiter seien zur Kündigung beim Arbeitsmarktservice Steiermark angemeldet worden. Es handle sich zwar um vier Prozent der Belegschaft, aber es seien mehr als zehn Prozent der Angestellten, laut dem Schreiben „langjährige Mitarbeiter, zum Teil über 55 Jahre und 60 Jahre“.

Auswahl sei „verantwortungsvoll“ getroffen worden

Auf APA-Nachfrage hieß es seitens Saubermacher, dass nur fünf der Gekündigten älter als 60 Jahre seien: „Davon sind bereits drei Personen in Pension. Sie haben sich etwas dazuverdient. Aufgrund der Voranmelderegeln mussten wir aber auch diese auf die AMS-Liste nehmen. Den anderen zwei Personen wurde Altersteilzeit angeboten. Ein Kollege hat diese auch angenommen.“ Zwei weitere der 38 gekündigten Kollegen seien zwischen 55 und 60 Jahre alt. Diesen wurde, wie allen über 50 Jahren, eine erweiterte Outplacement-Beratung angeboten.

Die Auswahl der gekündigten Mitarbeiter sei anhand der geschäftlichen Anforderungen und der Marktentwicklung sehr verantwortungsvoll getroffen worden, betonte Saubermacher-Sprecherin Bernadette Triebl-Wurzenberger. Außerdem seien deswegen mehr Angestellte als Arbeiter gekündigt worden, weil bei den Arbeitern zunächst auf Leiharbeiter verzichtet wurde.

Große Umsatzeinbrüche durch CoV

In dem Brief wird weiters infrage gestellt, ob die Kündigungen wirtschaftlich notwendig waren. Laut Triebl-Wurzenberger muss das Unternehmen durch die Coronavirus-Pandemie einen Umsatzeinbruch von bis zu 30 Prozent verkraften, je nach Geschäftsfeld zwischen minus vier und minus 72 Prozent. Der Entsorgungsbereich sei schwer getroffen, nicht im Haushaltsbereich, sondern bei Gewerbe und Industrie. Eine Rückkehr auf das Vor-Coronavirus-Niveau sei in nächster Zeit nicht zu erwarten.

Der Mitarbeiter kritisierte auch, dass der Vorstand Fehlentscheidungen getroffen habe. Genannt wurden etwa der Kauf eines nicht funktionierenden Unternehmens, Verluste bei einer anderen Tochterfirma und ein „künstlich hochgepuschtes Unternehmen, das man verkaufte und teilweise aufgrund Erfolglosigkeit zurückkaufen musste“. In diesen genannten Einheiten sei es allerdings zu keinem Personalabbau gekommen. Diesen Vorwurf ließ die Sprecherin nicht gelten: „Diese Aussagen sind falsch und weisen wir entschieden zurück. Wir haben in sämtlichen Ländern Kündigungen gehabt, nur in Österreich muss man das eben beim AMS voranmelden. Corona hat die Situation jetzt noch verschärft.“

Kritik an Prämienauszahlungen für gewisse Mitarbeiter

Triebl-Wurzenberger erklärte weiter, dass bei etwa einem Drittel der gekündigten Mitarbeiter eine Lösung gefunden worden sei, entweder Altersteilzeit, Stundenreduktion oder der Wechsel in ein anderes Tochterunternehmen. Saubermacher habe 70 Beteiligungen in sieben Ländern. Ende Juni seien 3.290 Mitarbeiter im Konzernverbund beschäftigt gewesen. Im Vorjahr waren es noch 3.350 Personen. Heuer seien zudem 23 Leiharbeiter nicht weiter unter Vertrag genommen worden.

Die Sprecherin trat auch der Kritik des Briefabsenders entgegen, wonach gewisse Mitarbeiter trotz der schlechten Zeiten Prämien ausbezahlt bekommen hätten: „Auch in schwierigeren Zeiten werden besondere Einzelleistungen von Mitarbeitern bei Saubermacher honoriert. Gleichzeitig haben auch Vorstand und Eigentümer auf einen Teil ihres Gehalts bzw. Einkommens verzichtet und freiwillig in den hausinternen Coronavirus-Fonds einbezahlt. Damit wurde zum Beispiel Mitarbeitern geholfen, die während der Kurzarbeit in finanzielle Probleme kamen.“ In dem Fonds sei eine hohe fünfstellige Euro-Summe einbezahlt worden, gespeist durch mindestens 30 Prozent Gehaltsverzicht des Vorstands, Aufsichtsrats und der Eigentümer, so die Auskunft von Saubermacher.