Grippeimpfung
APA/dpa/Martin Schutt
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Chronik

Experten kritisieren russischen CoV-Impfstoff

Weltweite Skepsis herrscht nach der Zulassung eines Coronavirus-Impfstoffes in Russland. Es sei noch viel zu wenig über den Impfstoff „Sputnik V“ bekannt, sagen auch Experten in der Steiermark.

Russland hat nach den Worten von Präsident Wladimir Putin als erstes Land der Welt eine Impfung gegen das Coronavirus entwickelt. Die Impfung sei am Montag in Russland zugelassen worden, sagte Putin am Dienstag. Mehr dazu in Putin: Erste Impfung gegen Coronavirus.

Zulassung in der Steiermark unrealistisch

Klaus Vander, Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene in Graz und einer der führenden steirischen Corona-Experten würde sich selbst nicht mit dem russischen Coronavirus-Impfstoff „Sputnik V“ impfen lassen, sagte er am Mittwoch gegenüber ORF Steiermark. Man habe erst rund acht Monate Erfahrung mit dem Coronavirus. Die Entwicklung eines Impfstoffes dauere Jahre.

Schnellverfahren gibt es durch CoV zwar auch in Europa, der russische Weg geht dem steirischen Experten aber zu schnell. Die Zulassung sei dem politischen Willen geschuldet. Dass der russische Impfstoff in der Steiermark zum Einsatz kommt, hält Klaus Vander aus heutiger Sicht für unrealistisch: „Wenn eine Gesellschaft das toleriert, kann man natürlich diese Impfung anwenden. Aber ich glaube, dass in unserem deutschsprachigen Raum die Akzeptanz für diese Art der schnellen Entwicklung und auch auf den Markt-bringens nicht gegeben wäre.“

Man wisse nicht genau, an wie vielen Testpersonen der Impfstoff in Russland bisher wirklich getestet wurde. Vielleicht sei es nur eine geringe Hundertschaft von Probanten. Klaus Vander betont: „In der klassischen Phase drei sprechen wir von zehntausenden Probanten, von Sicherheit, Nebenwirkungsraten, aber eben auch von der Wirksamkeit bei verschiedensten Bevölkerungsmitgliedern. Da kommen ein hohes oder ein niedriges Alter dazu, es gilt abzuklären, ob Kinder oder Kranke dazuzählen usw. Da macht uns einfach die Kürze und die Geschwindigkeit etwas Sorgen.“

Grippeimpfung wichtiger als erste CoV-Impfung

Niemand könne abschätzen wie lange man durch den russischen Impfstoff Antikörper gegen das Coronavirus habe. Die russischen Kollegen hätten aber selbstverständlich ihre Kompetenzen. Klaus Vander rät, statt auf diese erste Coronaimpfung zu hoffen, sich besser gegen die Influenza, also die klasssiche Grippe impfen zu lassen. Dadurch könnte die Zahl der Coronavirustests in der Hochphase der grippalen Infekte vielleicht niedriger gehalten werden. Das entlaste das System.