Fidelio in den Grazer Kasematten
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Kultur

Beethovens „Fidelio“ auf Schloßbergbühne

Auf der Kasemattenbühne am Grazer Schloßberg ist derzeit Beethovens „Fidelio“ zu sehen. Der erste von insgesamt drei Spielabenden ist am Donnerstag mit großen Staraufgebot über die Bühne gegangen. Das Publikum ist coronabedingt auf 700 Personen beschränkt.

Im Vorfeld war die Aufführung als „großes Kultur-Comeback über den Dächern von Graz“ angekündigt. Dementsprechend groß waren die Erwartungen für den konzertanten „Fidelio“, der am Donnerstag den ersten seiner drei Spielabende auf der Kasemattenbühne auf dem Grazer Schloßberg erlebte.

Stimmiges Klangbild

Musikalisch geleitet wurde der Abend vom Kapellmeister an der Grazer Oper, dem Berliner Multitalent Marcus Merkel. Mithilfe der wegen der problematischen Akustik der Kasematten notwendigen Technik kam das von Merkel gekonnt und mit viel Verve geleitete Orchester bestehend aus Mitgliedern der Grazer Philharmoniker auch atmosphärisch gut zur Geltung. Besonders der Kontrabass und die in der Partitur ohnehin recht dominanten Bläser hoben sich aus dem Klangbild hervor.

Generell ist Ludwig van Beethovens einziges Opernwerk für konzertante Aufführungen gut geeignet. Das altbackene Libretto und die zähflüssige Dramaturgie geraten in den Hintergrund und ziehen die ganze Aufmerksamkeit auf Beethovens unbestreitbar geniale Musik.

Fidelio in den Grazer Kasematten
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Noch am Samstag und Sonntag erklingt „Fidelio“ am Grazer Schlossberg.

„Diese Mauern haben viel zu erzählen“

„Fidelio“ und die Kasemattenbühne verbindet eine Art Tradition: Das ehemalige Gefängnis der Schloßbergfestung ist der geradezu prädestinierte Ort für Beethovens Befreiungsopus. Dieser Meinung ist auch Bryn Terfel, der als Bösewicht ganz in seinem Element war: „Fidelio hier – in einem ehemaligen Gefängnis – stattfinden zu lassen ist wunderbar. Ich denke, diese Mauern haben viel zu erzählen. Don Pizarro ist eine kurze, aber hochdramatische Rolle. Ich hoffe, ich singe sie noch oft.“ Der charismatische Waliser gab nach krankheits- und coronabedingter siebenmonatiger Pause sein Debüt als Pizarro.

Auch Barbara Krieger passte die Rolle der Leonore alias Fidelio wie angegossen: „Charakterlich ist sie mir wie auf den Leib geschrieben. Leonore ist mutig, energiegeladen, risikobereit. Sie ist nicht zaudernd, sondern zupackend und das bin ich auch“, so Krieger. Wenig Angst bewies auch Kapellmeister Marcus Merkel, der die Produktion in kurzer Zeit – trotz Corona-Unsicherheit – aus dem Boden gestampft hat. „Es ist schon ein hohes Risiko: Sie müssen alle einmal testen, dann wussten wir bis zum ersten Probentag nicht wirklich, ist da jetzt ein positiver Fall dabei, dann hätten wir großflächig aussortieren müssen. Zum Glück war das nicht der Fall“, schildert Merkel.

Fidelio in den Grazer Kasematten
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„Fidelio“ kam 1937 erstmals auf den Kasematten zur Aufführung, zuletzt war der Opernmonolith 1997 dort zu sehen.

„The Show Must Go On“

Belohnt wurde das Publikum mit einem wunderbaren Ensemble, das mit großer Sanges-Freude begeisterte. „Es ist trotzdem ein Zeichen der Hoffnung, das wir setzen wollen für das Publikum, das es wieder weitergehen kann. Es hat ja keinen Sinn zu verharren und eigentlich müsste man sagen: The Show Must Go On – auch zu den neuen Bedingungen“, sagt Bernhard Rinner von den Grazer Spielstätten.

Dem Publikum – es war coronabedingt auf 700 Personen beschränkt, wobei nicht alle Plätze besetzt waren – war die Freude über die Rückkehr derartiger Veranstaltungen in den Grazer Kulturkalender jedenfalls beim Applaus anzumerken.