Grazer Synagoge
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Chronik

Grazer IKG-Präsident mit Holzprügel attackiert

Der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, ist Samstagabend vor dem jüdischen Gemeindehaus von einem Unbekannten mit einem Holzprügel attackiert worden.

Rosen wollte laut der Sprecherin der jüdischen Gemeinde, Brigitte Wimmer, mit seinem Auto auf das Grundstück des jüdischen Gemeindehauses einfahren, als er angegriffen wurde. Der Präsident und eine Begleitung seien beim Versuch, auf das Synagogenareal einzufahren, auf einen Mann mit Baseballkappe und Rad aufmerksam geworden, der offensichtlich einen Stein mit sich führte.

Konnte sich gerade noch in Auto retten

Als Rosen sein Auto verlassen habe, sei er von dem Unbekannten mit einem Holzprügel, offenbar ein Baseballschläger, angegriffen worden. Der Präsident habe sich in letzter Sekunde zurück ins Auto flüchten können; danach habe der Angreifer noch mit dem Baseballschläger auf das Fahrzeug eingeschlagen, bevor er die Flucht ergriffen habe, erklärte Wimmer.

Synagoge zweimal attackiert

Der Unbekannte sei laut Polizei von Statur und Aussehen jener Person, die im Zuge der Vandalenakte auf die Grazer Synagoge von Mittwoch und Freitag dieser Woche auf den Überwachungskameras zu erkennen gewesen war, sehr ähnlich gewesen.

Am Freitag gegen 23.25 Uhr hatte der Unbekannte Betonstücke auf die Synagoge geworfen: Vier Fensterscheiben wurden leicht beschädigt, eine Scheibe ging zu Bruch. Laut Zeugenaussagen dürfte es sich bei dem Täter um einen Mann handeln, der eine weiße Kappe trug und nach der Tat mit einem roten Fahrrad in Richtung Griesplatz flüchtete.

Schützenhöfer: „Angriffe zutiefst verwerflich“

„Die Angriffe auf das jüdische Gebetshaus in Graz sind menschenverachtend und zutiefst verwerflich“, reagierte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) auf den Vandalismus. Er sei „sehr besorgt und betroffen über diese aufkeimenden Hasstiraden“ und betonte: „Für diese zerstörerischen Vandalenakte kann es in absolut keiner Form Verständnis geben!“

Nagl: „Kein Platz für Judenhass“

„Dieser feige und hinterhältige Anschlag lässt uns noch enger zusammenrücken mit unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern“, meldete sich der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) am Samstag zu Wort.

Die Jüdische Synagoge in Graz wurde in der Pogromnacht vom 9. auf 10. November 1938 in Schutt und Asche gelegt. Im November 2000 wurde das jüdische Gebetshaus auf den übrig gebliebenen Mauern wiedereröffnet.

Wer gezielt eine Religionsgemeinschaft und damit auch die Religionsfreiheit angreife, greife auch die Stadt an: „Judenhass und Antisemitismus dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Diese Taten müssen uns mehr denn je Mahnung sein, auch in Zukunft offen und entschlossen dagegen vorzugehen. Wir hoffen auf eine rasche Aufklärung und dass der oder die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.“

„Sicherheit von Jüdinnen und Juden in Graz gefährdet“

Erst in der Nacht auf Mittwoch war die Außenmauer der Synagoge mit propalästinensischen Parolen beschmiert worden – mehr dazu in Grazer Synagoge mit Parolen beschmiert (19.8.2020). Auch das Gemeindehaus war zum Ziel geworden.

Grazer Synagoge beschmiert
APA/Ingrid Kornberger

Das Grazer Komitee für christlich-jüdische Zusammenarbeit verurteilte den Vandalenakt als Ausdruck antijüdischer Ressentiments und Stereotypen. In einer vom katholischen Bibelwissenschaftler Johannes Schiller gezeichneten Reaktion erklärte sich das Komitee solidarisch mit der jüdischen Gemeinde in Graz. „Den zentralen Begegnungsort der jüdischen Gemeinde mit politischen Parolen zu beschmieren, ist nicht nur Sachbeschädigung, sondern gefährdet die Sicherheit von Jüdinnen und Juden in Graz“, heißt es.

„Ein legitimer politischer Diskurs über Israel und Palästina, der notwendigerweise unterschiedliche Standpunkte und Interessen beinhaltet, kann nur in gegenseitigem Respekt geführt werden“, so das Komitee.