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Coronavirus

Reisebüros vor finanziellem Ruin

Nach der Reisewarnung für Kroatien gilt ab Montag auch eine Warnung für die Balearen. Einige steirische Reisebüros mussten bereits Insolvenz anmelden. Die Branche fühlt sich von der Bundesregierung im Stich gelassen und kritisiert die pauschalen Reisewarnungen.

Die Reisewelt wird immer kleiner und kleiner. Nach Kroatien gilt nun auch für die Balearen eine Reisewarnung, einem beliebten Reiseziel für steirische Urlauber: „Für uns sind die Reisewarnungen eine Katastrophe: Es gibt außer Stornierungen nur Stornierungen. Jetzt hätten bei uns endlich die Buchungen begonnen: Wir haben einige Kroatien-Buchungen gehabt, einige Balearen-Buchungen – die natürlich jetzt wieder hinfällig sind“, so Sabine Schmigelski von Springer Reisen.

Schlögl: „Wir bekommen nichts“

Eine Branche, die seit Monaten mit dem Rücken zur Wand steht, fürchtet den Untergang. In der Firmenzentrale des Sprechers der Reisebüros, Michael Schlögl, sitzt normalerweise ein Dutzend Mitarbeiter – nun herrscht hier gähnende Leere.

Normalerweise betrage der Jahresumsatz bei Gruber Reisen 90 Millionen Euro – derzeit liege man bei einem Minus von 80 Prozent. Das firmeneigene Bretanide Hotel auf Brac ist ab Samstag geschlossen. Schlögl kritisiert die Bundesregierung – partielle Reisewarnungen hätten genügt: „Ich bin wirklich überzeugt, es gibt intelligentere Lösungen als die Reisewarnstufe 6. Und was die Regierung betrifft: Man verspricht uns schon seit Juni Unterstützung und wir bekommen nichts.“

Bereits vier Reisebüros geschlossen

In den mehr als 300 steirischen Reisebüros sind die Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet: „Es steht alles still und es sind so viele Reisebüros an der Existenzgrenze: In der Steiermark haben bereits jetzt vier geschlossen“, so Schlögl.

Ein Lichtblick ist nicht in Sicht – im Gegenteil, betont Schmigelski: „Es würden jetzt die Weihnachtsbuchungen beginnen – doch die gehen gleich Null. Die Leute sind verunsichert. Und es gibt in Wahrheit nichts zu buchen. Es ist nicht nur das Sommergeschäft, es ist auch das Weihnachtsgeschäft für uns schon gelaufen.“ Von Springer-Reisen hebt derzeit lediglich noch ein Charterflieger pro Woche von Graz nach Griechenland ab – ein Silberstreif am Horizont ist nicht in Sicht.