Gelbe Ampel
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Coronavirus

CoV-Ampel: Graz startet mit Gelb

Am Freitag ist die erste Schaltung der Coronavirus-Ampel erfolgt – und Graz startet mit Gelb. Das bedeutet vor allem Verschärfungen bei der Maskenpflicht. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) kalmiert.

Die sogenannte CoV-Ampel zeigt an, welcher Bezirk in Österreich wie stark von CoV-Infektionen betroffen ist. Die Farben Grün, Gelb, Orange und Rot sollen auf einen Blick verdeutlichen, welche Gefährdung und auch welche Regeln zur Eindämmung der Übertragung wo gelten – mehr dazu in Coronavirus-Ampel ab jetzt in Betrieb und in Das sagen die Farben (news.ORF.at).

Kurz: Transparente Darstellung der Entwicklungen

Die Ampel gebe eine transparente Darstellung der unterschiedlichen Entwicklungen in den unterschiedlichen Regionen, so Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Freitag in einer Pressekonferenz. Er glaube, dass die Ampel eine Möglichkeit für die Bevölkerung für den Überblick über die Entwicklung in den unterschiedlichen Regionen gebe; man werde zumindest wöchentlich einen Überblick über die Situation in den Regionen geben.

Gelb: Ausweitung der Maskenpflicht

Für die „gelben“ Regionen – zu denen auch Graz gehört – kündigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) eine Verschärfung der Maskenpflicht nicht nur im Handel, in der Gastronomie sowie bei Veranstaltungen, sondern auch im schulischen Bereich an. Und weiter: „‚Grün‘ ist kein Freibrief. Wir müssen weiterhin achtsam sein“, es seien weiterhin die Basismaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und Abstand halten umzusetzen. „Gelb“ bedeute ein mittleres Risiko, „ist aber kein Grund für Dramatik und Vorwürfe an Behörden.“ Die Städte hätten es derzeit einfach schwerer. Die Ampel sei nichts Statisches, da gebe es Dynamik nach oben und unten.

Pressekonferenz zum Start der Corona-Ampel

Gemeinsame Pressekonferenz von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Daniela Schmid MSc (Leiterin Abteilung Infektionsepidemiologie der AGES und Sprecherin der Corona-Kommission) zum Start der Corona-Ampel und zur Entwicklung bei der Corona-Pandemie.

Eine konkrete Folge der Ampelschaltung ist das vermehrte Tragen von Mund- und Nasenschutzmasken. Neben den öffentlichen Verkehrsmitteln und Supermärkten gilt in Graz nun in allen Geschäften Maskenpflicht, in der Gastronomie allerdings nur für das Personal. Auch in den Schulen gibt es Auswirkungen: Schüler und Lehrer müssen im Eingangsbereich zu den Klassen Masken tragen, nicht aber in den Klassenzimmern selbst.

Graz, Wien, Linz und Kufstein

Neben Graz wurde die Ampel auch in Wien, Linz und im Tiroler Bezirk Kufstein auf Gelb geschaltet, der Rest von Österreich bleibt vorerst Grün.

Schützenhöfer: „Nicht überraschend“

Im „Steiermark heute-Sommergespräch“ kalmiert Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und sagt, dass die gelbe Ampel für Graz „kein Grund für übertriebene Aufregung“ sei: „Die drei größten Städte in Österreich sind Gelb. Das ist in Ballungszentren und aufgrund der steigenden Infektionszahlen nicht überraschend“, so Schützenhöfer. Man höre wie bisher auf die Meinung der Experten, und man werde alle Maßnahmen umsetzen – „bei aller notwendigen Vorsicht dürfen wir auch die Zuversicht nicht verlieren, damit sich die Wirtschaft erholt und Arbeitsplätze gesichert sind“, so der Landeshauptmann – mehr dazu in CoV-Ampel: Schützenhöfer kalmiert.

Nagl: Stadt wird alle Vorgaben umsetzen

Während der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) verärgert auf die Ampel reagiert und sagt, Linz wolle keine Verschärfungen durchführen – mehr dazu in Linz will „gelbe“ Ampel vorerst ignorieren (ooe.ORF.at) und in Erste Ampelschaltung erhitzt Gemüter (news.ORF.at) –, sagt der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), Graz werde jedenfalls alle Vorgaben umsetzen: Es sei nicht überraschend, dass die drei großen Städte Wien, Linz und Graz auf Gelb stehen, zudem sei Graz die jüngste Landeshauptstadt, und jüngere Menschen seien mittlerweile von Corona besonders betroffen, so Nagl.

Genaue Zahlen, wie viele Menschen direkt von einer Verschärfung der Maßnahmen gegen das Coronavirus betroffen sein könnten, lassen sich nur schwer erheben: In Graz waren mit 1. Jänner 2020 rund 292.000 Menschen gemeldet, im sogenannten Zentralraum leben rund 640.000 Menschen. Täglich pendeln rund 100.000 Menschen zur Arbeit bzw. Studium und Schulbesuch nach Graz. Der Anteil an jenen Pendlern, die öffentliche Verkehrsmittel, vor allem die stark ausgebaute S-Bahn benützen, steigt stetig. In Graz ist zudem die Anzahl der Studenten relativ hoch im Vergleich zur Bevölkerungszahl: An den vier Universitäten, zwei pädagogischen Hochschulen sowie den zwei Fachhochschulen.

Krotzer sieht auch Bund gefordert

Der Grazer Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) erklärte, eine große Herausforderung sei ungeachtet der auf Gelb befindlichen Corona-Ampel der hohe Personalbedarf bei den Gesundheitsbehörden sowie die Überlastung, auch bei den Testkapazitäten. „Das Contact Tracing bindet im Gesundheitsamt seit Monaten enorme Ressourcen. Alle arbeiten am Limit.“ – mehr dazu in Gesundheitsbehörden fordern mehr Personal.

Dankbar sei man jedenfalls für die am Freitag fixierte Unterstützung der Berufsfeuerwehr, die Personal abstellt. Nicht aus der Verantwortung entlassen will Krotzer die Bundesregierung: „Bereits Anfang Juli haben wir in einem offenen Brief an u.a. den Bundeskanzler auf die chronische Überlastung der Bezirksbehörden hingewiesen“, so der Stadtrat; diese dürfe man nicht im Stich lassen.

Kunasek fordert „grüne Welle“

FPÖ-Landesobmann und Klubchef Mario Kunasek sprach im Zusammenhang mit der für Graz gelben Ampel von Panik- und Angstmache. „Dass die sogenannte Corona-Ampel weitere Unklarheiten mit sich bringt und das Vorschriftenwirrwarr noch verschärfen wird, liegt auf der Hand. Das Gesamtsystem ist völlig undurchdacht und intransparent“, kritisierte Kunasek. Man fordere eine „grüne Welle" – und zwar für Eltern, für die Wirtschaft, für Gastronomen und Arbeitnehmer“, sagte er im Hinblick auf die vorgesehenen eigenen Corona-Ampeln für Schulen und Altersheime.

Wie die Ampel funktionieren soll

Die Vorgangsweise bis zur mindestens wöchentlich geplanten Schaltung war indes bereits im Vorfeld bekannt geworden und beginnt mit der Zusammenkunft der Coronavirus-Kommission am Donnerstag, die dann die epidemiologische Lage in den einzelnen Regionen oder Bezirken analysiert. Die dafür herangezogenen Indikatoren werden auf Bundes-, Landes- und Bezirksebene durch die Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) und Gesundheit Österreich (GÖG) aufbereitet.

Am Ende soll das 19-köpfige Team anhand dieser vier Aspekte – Infektionsfälle einer Woche, Tests, Clusteraufklärungen, Ressourcen im Gesundheitswesen – sich dann auf eine Empfehlung für den Gesundheitsminister einigen. In der Kommission sind auch die Bundesländer vertreten.