Außenansicht der Justizanstalt Graz-Karlau mit Überwachungskamera
APA/Erwin Scheriau
APA/Erwin Scheriau
Chronik

Grazer Häftlinge unter Terrorverdacht

Die Justizanstalt Graz-Karlau ist in das Visier von Terrorermittlern geraten: Wie APA und „profil“ berichten, gibt es einen brisanten Verdacht rund um einen rechtskräftig verurteilten IS-Terroristen: Er und zwei Mithäftlinge sollen eine Terrorzelle gebildet haben.

Es sind Ergebnisse aus einem 50-seitigen Einvernahmeprotokoll, die aktuell für Zündstoff sorgen: Patronenhülsen, Hinrichtungsvideos und ein Brot spielen dabei eine zentrale Rolle. Aber alles der Reihe nach: Besagter Terrorist der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) soll laut APA und „profil“ in der Karlau als Hausarbeiter einen Mithäftling kennengelernt und sich mit dem gebürtigen Palästinenser, der unter anderem wegen versuchter Bestimmung zu Mordanschlägen eine lebenslange Haftstrafe verbüßt, angefreundet haben.

Die beiden Männer sollen einander regelmäßig in ihren Zellen besucht haben, berichtete die APA. Wie das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) ermittelt hat, sollen sie und ein dritter Mithäftling in Sozialen Netzwerken mit Profilen terroristische Propaganda betrieben und Videos von Hinrichtungen durch den IS sowie ein Foto des Beschuldigten in seiner Zelle mit einer IS-Fahne im Hintergrund gepostet haben.

Handy mit Brot ins Gefängnis geschmuggelt

Das Mobiltelefon dafür soll mit einem Brot in das Gefängnis geschmuggelt worden sein, berichtet „profil“. Das Foto mit der Fahne zeigt den Mann noch während einer Haftstrafe in der Justizanstalt Stein. Alle hätten von dieser Fahne gewusst, keiner habe etwas getan, wie Aussagen aus dem Einvernahmeprotokoll der BVT-Ermittler zeigen. Auch eine Anleitung zum Basteln vom Bomben soll erstellt worden sein.

Einer seiner Chatpartner wollte den Hauptverdächtigen zu einem Sprengstoffanschlag in Deutschland oder Österreich anstiften, so die APA. Vor wenigen Wochen sollen dann in der Zelle eines Verdächtigen Elektronikteile und Patronenhülsen aus einer Langwaffe sichergestellt worden sein – der Verdacht: Es sollte offenbar eine Sprengstoffvorrichtung gebaut werden.

„An den Haaren herbeigezogen“

Wie die Männer im Gefängnis an die Gegenstände gekommen sind, wird ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Graz kommentiert das Ganze nicht. Der Verteidiger des Hauptverdächtigen bezeichnete die Verdachtslage gegenüber der APA als an den Haaren herbeigezogen und kritisiert wiederum, dass er als Anwalt des 21-Jährigen noch keine Akteneinsicht erhalten habe.