Die Formel 1 in Spielberg
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Coronavirus

Spielberg: Millionenverlust durch CoV

Zu den großen Verlierern der Corona-Krise zählen auch die Gemeinden. Besonders getroffen hat es Spielberg. Durch die Geisterrennen auf dem Red Bull Ring sowie durch die ATB-Pleite verliert die obersteirische Stadt rund eine Million Euro.

Wären bei den zwei Formel1-Rennen sowie bei den beiden Rennwochenenden der MotoGP Zuschauer zugelassen gewesen, wären rund 8.000 Besucher in das Murtal gepilgert; Hotels weit über die Region hinaus wären voll gewesen und der Tourismus hätte über Millionen-Einnahmen gejubelt. Nun waren die rund 4.000 Gästebetten im Murtal nur teilweise mit Teammitgliedern belegt.

In Summe kam die Region daher nur auf 30.000 Nächtigungen anstatt auf mehr als 80.000. Michael Ranzmaier-Hausleitner, Obmann vom Tourismus am Spielberg, schildert: „Im Vergleich zum Vorjahr haben wir rund 40.000 Nächtigungen weniger. Aber man hat jetzt das Glück gehabt, dass die Wanderer und Radfahrer die Chance genützt haben, hier zu schlafen und Urlaub zu machen. Da waren Gäste teilweise zwei Wochen da. Das hat das Minus ein bisschen reduzieren können. Und da merkt man auch, dass das Angebot im Murtal greift.“

Wegfall der Lustbarkeitsabgabe

Doch die dröhnenden Motoren und tausenden Zuseher der MotoGP haben in den letzten Jahren der Stadtgemeinde Spielberg allein durch die Lustbarkeitsabgabe jährlich rund 700.000 Euro beschert. Da heuer aber unter anderem die beiden Formel 1 Grand Prix sowie die Rennen zur MotoGP aufgrund der Corona-Bestimmungen ohne Rennsportfans ausgetragen werden mussten, gibt es auch keine Lustbarkeitsabgabe.

Vizebürgermeister Bernd Liebminger schildert: „In den letzten Jahren haben wir im Schnitt über eine Million Euro pro Jahr durch den Red Bull Ring als Gemeinde an Mehreinnahmen gehabt, aber ein Großteil davon ist auf die Lustbarkeitsabgaben, auf die Eintrittsgelder, zurückzuführen, wo wir als Gemeinde einen kleinen Prozentsatz einnehmen. Und wenn wir keine Zuschauer haben, gibt es auch keine Eintrittsgelder.“

Schwindende Zeltflächen

Unmittelbar betroffen von den Geisterrennen war auch Hubert Trauner, Zeltverleiher und Eventausstatter aus Kobenz. Im Vorjahr hatte er beim Grand Prix noch 12.000 Quadratmeter Zeltfläche aufgebaut. Heuer waren es Pagoden Partyzelte. Im März waren die Auftragsbücher noch voll bis Oktober: „Unseren Betrieb hat es natürlich als Eventlieferanten voll getroffen. Jetzt haben wir null. Wenn wir gut wirtschaften können – dank langjähriger Kunden – bekommen wir maximal sieben Prozent unseres Auftragsvolumens durch“, so Trauner.

Das hat zur Folge, dass Trauner sein Personal drastisch reduzieren musste: Anstatt seiner bislang 20 Mitarbeiter hat er derzeit nur noch drei – und das in Kurzarbeit.

ATB-Pleite mit Folgen

Neben den Geisterrennen verursacht auch die ATB-Pleite ein großes Loch in der Gemeindekasse: Die 410 Mitarbeiter haben das Stadtbudget durch die Kommunalabgabe in den letzten Jahren jährlich um rund 400.000 Euro aufgebessert. Davon sieht die Gemeinde durch die Kurzarbeit in den letzten Monaten und die jetzige Pleite nur mehr einen Bruchteil. Im kommenden Jahr fehlt diese Einnahmenquelle zur Gänze.

Geplante Investitionen verschoben

Bereits geplante Investitionen wie die Sanierung der NMS Spielberg mussten verschoben werden: „Die Projekte wurden nach harter Diskussion – ich persönlich vertrete ja die Meinung, man soll gerade als öffentliche Hand in diesen schwierigen Zeiten investieren – mehrheitlich im Gemeinderat nach hinten verschoben. Wobei: Durch die zusätzliche Förderung von Bund und Land kann zumindest der Kindergarten neu gebaut werden. Die Schulsanierung ist weiterhin verschoben und abgesagt.“

Durch die Teilschließung der ATB ist das Projekt Spielberg nun der größte Arbeitgeber der Gemeinde und auch ohne Fans ist das Projekt Spielberg eine der wichtigsten Einnahmequellen. Denn unter anderem zahlt es mit seinen Gebühren rund 12,5 Prozent des gesamten Wasser- und Kanalnetzes von Spielberg.