Eingang des neuen Schloßberg-Museums
APA/Peter Kolb
APA/Peter Kolb
Kultur

Schloßberg Museum: Geschichte und Erlebnis

Vielseitig eintauchen in die Geschichte des Grazer Hausbergs kann man ab Samstag im neuen Graz Museum Schloßberg. Neben einem 3D-Modell des Schloßbergs in Form eines Kristalls erwartet die Besucher auch eine neue Aussichtsterrasse mit Blick über Graz.

„Die Museumsidee ist ganz einfach. Sie ist keine Kopie anderer Museen, sondern nimmt ganz auf den Ort Bezug“, sagte der Direktor des Stadtmuseums, Otto Hochreiter, zu dem die neue Institution auf mehreren Ebenen am und im Berg gehört. Eigentlich hätte es schon im Mai eröffnet werden sollen, da kam allerdings die Coronakrise dazwischen.

Eintauchen in Vergangenheit und Gegenwart

Die vier verschiedenen Elemente haben das Zeug zu einem Publikumsmagneten, in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit. So wurde aus der alten Kanonenhalle mit den „Vier Evangelisten“ (vier Alarmgeschütze zur Warnung vor Feuer in der Stadt, Anm.) der „Graz-Blick“, eine atemberaubende Aussichtsterrasse über den Großteil der Stadt. Die Rampe, die für ein Geschütz gemacht zu sein scheint, ist für Rollstühle gedacht.

Ein schwenkbarer Monitor verknüpft Livebilder der Stadt mit alten Stadtansichten und Erklärungen, wohin man ihn auch richtet. Der noch traditionellste Museumsteil – mit Exponaten, Bildern und Filmen – sind die Räume des „Geschichts-Parcour“ im früheren Kanonierhaus. Im Innenhof der Bastei wartet der „Garten der Wunder“ mit neugepflanzten Hainbuchen.

„Schloßberg Story“ im 3D-Format

Herzstück ist jedoch ein 3D-„Kristall“, ein Modell des Schloßbergs samt noch erhaltenen Festungsteilen, der in der großen Kasematte der Stallbastei unter dem Museum steht – die „Schloßberg-Story“ ist auch mit dem Lift erreichbar. Entwickelt wurde er vom Grazmuseum zusammen mit der TU.

Multimedial werden auf Deutsch und Englisch die Merkmale, Bau- und Nutzungsphasen des Dolomitfelsens erläutert – von den ersten Bauten über die Belagerung 1809 durch Truppen Napoleons bis zum Bau der Luftschutzstollen von 1943 bis 1945. Diese dienen heute als Ausstellungs- und Veranstaltungsräume („Dom im Berg“) und als Stollen für die Märchengrottenbahn und die Schloßberg-Rutsche.

Geschichtsvermittlung und Erlebnis

„Wir können jedenfalls sehr unterschiedliche Wahrnehmungserfahrungen und Räume anbieten. Das war nicht ganz leicht, denn anders als etwa bei der Festung Hohensalzburg sind hier kaum Gebäude übrig“, sagte Hochreiter. Man hofft auf eines der besucherstärksten Museen in der Steiermark: „Schließlich gehen hier rund 1,5 Millionen Menschen im Jahr im Freizeitmodus vorbei“, sagte Hochreiter, der auch darauf hinwies, dass der Eintritt ins ganzjährig zugängliche Museum nur zwei Euro koste.

Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP) sprach von einer „historischen Woche. Schließlich ist es nicht alltäglich, dass in der Stadt ein neues Museum eröffnet wird.“ Die Pforten aufgemacht werden am 12. und 13. September bei freiem Eintritt. 2,8 Mio. Euro hat der Bau gekostet, eine Mio. Euro kam als Legat einer Grazer Bürgerin, das ausschließlich für das Museum gedacht war.

Ort für Grazer und Touristen

Riegler erinnerte daran, dass es lange Diskussionen gegeben habe, das Garnisonsmuseum weiterzuführen oder das Konzept von Hochreiter umzusetzen. Auf letzteres habe sich die Stadt schließlich konzentriert. Es sei nun ein Ort für Grazer und Touristen, ganzjährig zu besuchen, die Zeit von der Besiedelung über die Festung und deren Zerstörung bis hin zum Entstehen eines englischen Parks am Berg thematisierend.

FPÖ-Vizebürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ) sagte bei der Presseführung: „Es ist eine wunderbare Ergänzung, das hat der Schloßberg noch gebraucht.“ Der freiheitliche Klubchef Armin Sippel, selbst Historiker, sagte u.a., der Schloßberg sei „Geschichtsbuch, Freilichtmuseum und Naturbereich. In den vier Formaten des Museums ist für alle etwas dabei.“