Forschung kühlende Unterzieh-Weste
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Wissenschaft

Grazer Forscher testen kühlende Kleidung

Zahlreiche Arbeitsbereiche – etwa im medizinischem Bereich – erfordern trotz hoher Umgebungstemperatur höchste Konzentration. Um Abhilfe zu schaffen, testen Chirurgen und Wissenschafter von Joanneum Research nun kühlende Kleidung für den Klinikeinsatz.

Arbeiten an heißen Sommertagen: eine Herausforderung für Körper und Geist. Doch auch bei so manchen Tätigkeiten im Innenbereich, wie in einem Labor-Schutzanzug kommt der Körper ins Schwitzen, schildert Sebastian Nischwitz von Joanneum Research: „Wenn ich den Anzug ungefähr 15 Minuten trage, bin ich körperlich am Limit. Das heißt, ich schwitze so sehr, dass mir der Schweiß im Gesicht steht – es ist nicht besonders angenehm, hier zu arbeiten.“

Hohe Temperaturen bei Behandlung von Brandverletzungen

Auch bei der chirurgischen Behandlung von Brandverletzungen sind Operationsteams hohen Temperaturen ausgesetzt. Sie müssen bei rund 38 Grad – oft über Stunden hinweg – operieren, erklärt der Chirurg Lars-Peter Kamolz: „Man ist natürlich konzentriert, aber es ist etwas Schlauchendes und Belastendes. Man spürt: das Herz arbeitet, man geht mit der Frequenz hoch, man merkt auch plötzlich, man hat Durst, es ist eine körperliche Belastung.“

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Abhilfe schaffen könnte kühlende Bekleidung – derartige Textilien wurden ursprünglich für den Sportbereich entwickelt.

Nun testen Chirurgen und Wissenschafter von Joanneum Research kühlende Unterzieh-Westen im medizinischen Alltag. Die Testpersonen mussten jeweils mit und ohne Kühlkleidung Arbeiten im OP verrichten. „Wir haben Blutdruck und Frequenz gemessen, wir haben aber auch Konzentrationstests, die aus der Luftfahrt kommen, verwendet und da haben wir in den Versuchen klar ersehen können, dass die Konzentration deutlich besser ist. Man schafft mehr zu beantworten und man macht auch weniger Fehler“, so Kamolz.

Kühlung durch Verdunstungskälte

Der kühlende Effekt sollte durch Verdunstungskälte erreicht werden, denn die Westen werden noch feucht angezogen, sagt Hanna Luze, die ebenfalls Teil des Forschungsteams ist: „Man hält sie unter den Wasserhahn, drückt sie leicht aus und kann sie danach schon anziehen."

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Das Material sei so konzipiert, dass man darüber noch Kleidung anziehen kann, ohne dass etwas durchnässt.

Das praxisnahe Forscherteam arbeitet eng mit dem Hersteller der Textilien zusammen. Unterschiedliche Anwendungsbereiche werden getestet. Aber auch für andere Länder bzw. Kontinente wie Afrika sei die kühlende Kleidung besonders interessant. Dieses einfache Hilfsmittel könne laut dem Forschungsteam die Arbeit dort, wo keine Klimaanlagen möglich sind, für das medizinische Personal vereinfachen.