AW169M
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Politik

Bundesheer-Hubschrauber: Entscheidung gefallen

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) hat am Montag die Entscheidung über die neuen Bundesheer-Hubschrauber bekanntgegeben: Demnach werden 18 italienische Maschinen des Typs AW169M angeschafft; zwölf davon werden in Aigen stationiert.

Das Modell AW169M des italienischen Herstellers Leonardo wird die in der Obersteiermark stationierten Alouette III ersetzen, die seit 50 Jahren ihren Dienst versehen.

Zwölf Hubschrauber werden in Aigen stationiert

Mit einem Gesamtvolumen von rund 300 Mio. Euro ist der Kauf der Hubschrauber die größte Beschaffung des Heeres seit den Eurofightern vor rund 20 Jahren. Zwölf der Helikopter werden reine Einsatzflieger sein – sie werden in Aigen stationiert –, sechs Stück darüber hinaus auch zur Ausbildung neuer Piloten eingesetzt werden – das soll in Langenlebarn in Niederösterreich geschehen. Mitte 2022 soll der erste italienische Hubschrauber in Österreich landen.

Unterschiedliche Einsatzgebiete

Das neue Hubschrauber-System kann mit unterschiedlichen Konfigurationen für verschiedene Aufgaben alle Fähigkeitsbereiche inklusive dem Selbstschutz abdecken, betont das Heer. Eingesetzt werden soll der neue Helikopter, der mindestens 30 Jahre lang genutzt werden soll, für Personen- und Materialtransporte ebenso wie für Löscharbeiten – er kann beispielsweise drei Mal so viel Wasser transportieren wie die Alouette III.

AW169M
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Kleinere Lufttransportaufträge können laut Heer durch das neue System kostengünstiger als mit dem Black Hawk durchgeführt werden. Durch den geräumigen Innenraum bietet er genug Platz, um eine Person isoliert transportieren zu können, was gerade in Pandemiezeiten extra hervorgehoben wird. Der AW169M kann aber auch bewaffnet werden und ist bei Nacht und schlechten Witterungsbedingungen flugtauglich; außerdem sei das Modell speziell für Einsätze im Gebirge bestens geeignet, heißt es aus dem Militär.

Wird gemeinsam mit Italien angeschafft

Nach den Problemen mit der Beschaffung des Eurofighters von Airbus ist man im Ministerium offensichtlich bemüht, die Entscheidung für den neuen Hubschraubertyp halbwegs transparent zu erklären: Das Verteidigungsministerium habe einen Partner gesucht, „mit dem eine Kooperation in allen Bereichen möglich ist, damit ein effizienter Betrieb während der gesamten Laufzeit kostenoptimiert möglich ist“, heißt es in den Presseunterlagen. Dass man sich für den teuersten Hubschrauber entschieden hat, verteidigte man damit, dass für einen konkreten Vergleich nicht nur der Preis, sondern auch die Fähigkeiten herangezogen werden müssten.

Engere Mitbewerber waren neben Italien auch Deutschland (Airbus) und die USA (Bell). Kanada und die USA forcierten den BELL 429, der Hubschrauber sei aber in den Streitkräften der beiden Nationen nicht eingeführt, was eine Kooperation in den Bereichen Ausbildung, Logistik bzw. Betrieb nicht möglich gemacht hätte. Bei Deutschland wiederum befürchtete man eine „Fähigkeitslücke von mehreren Jahren“, weil dort erst ab Ende 2024 leichte Mehrzweckhubschrauber beschafft werden, zudem sah man keine Kooperationsmöglichkeit bei der Logistik. Italien hingegen sei willens, in allen Bereichen des Betriebs mit dem Bundesheer zu kooperieren. Italien wird demnach bis zu 100 AW169 kaufen, also kann der Hubschrauber als Teil einer Gesamtkooperation beschafft werden – mehr dazu in SPÖ und NEOS vermissen Transparenz (news.ORF.at).

Alouette III seit 50 Jahren im Einsatz

Die Vorgänger der neuen Hubschrauber, die Aloutte III, sind beim Bundesheer seit den 60er-Jahren im Einsatz und eines von vier Modellen des Bundesheeres. Gebraucht werden sie auch für Katastropheneinsätze, wie zuletzt beim Felssturz in der Bärenschützklamm – mehr dazu in Mehrere Tote bei Felssturz in Bärenschützklamm (8.7.2020) –, sowie zur Bekämpfung von Waldbränden und zur Lawinenerkundung.

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Erleichterung in Aigen und beim Land

Mit der Entscheidung ist auch der Fliegerhorst in Aigen – mit rund 250 Arbeitsplätzen einer der größten Arbeitgeber der Region – abgesichert, freut sich Bürgermeister Walter Kanduth: „Das ist für uns eine große Erleichterung, dass jetzt endlich diese Entscheidung gefallen ist. Wir haben das mit großer Sorge immer erfolgt, die Unsicherheit auch für den Standort war immer gegeben und auch die Sorge der Arbeitnehmer im Fliegerhorst. Es ist ein wichtiger Standort, nicht nur für Aigen, sondern für die gesamte Region.“

Aus Bundesheer-Kreisen in der Steiermark war vorab auch zu erfahren, dass sowohl die Standort-, als auch die Typenentscheidung positiv aufgenommen werden. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) meint in einer ersten Reaktion: „Ende gut, alles gut. Die neuen Hubschrauber sorgen für eine nachhaltige Sicherung des militärischen Standorts in Aigen im Ennstal und der dortigen Arbeitsplätze.“