Megaphon Jubiläumsausgabe
Peter Pataki/Lupi Spuma
Peter Pataki/Lupi Spuma
Soziales

„Megaphon“ feiert 25-jähriges Bestehen

Im Oktober 1995 haben die Verkäufer die erste Ausgabe des „Megaphons“ auf den Straßen von Graz präsentiert – 25 Jahre später erscheint jetzt die 295. Nummer der Straßenzeitung steiermarkweit. Die Jubiläumsausgabe widmet sich 25 Lebensgeschichten.

Im Oktober 1995 brachte die Sozialwissenschaftlerin Maria Laura Bono eine Idee nach Graz: eine Straßenzeitung als niedrigschwellige Hilfe zur Selbsthilfe für Menschen am Rand der Gesellschaft. Etwa 2.500 Menschen hat das „Megaphon“ seitdem begleitet. „Damals wie heute geben wir Menschen, die um den sozialen Aufstieg kämpfen, die Chance, Hefte bei uns um die Hälfte des Verkaufspreises zu erstehen und sie auf der Straße zu verkaufen“, sagte „Megaphon“-Leiterin Sabine Gollmann.

25 Lebensgeschichten

Die Jubiläumsausgabe rückt die Geschichten von 25 ehemaligen und aktuellen Klienten in den Mittelpunkt, sagte Chefredakteur Peter K. Wagner. Etwa die Geschichte der gebürtigen Kenianerin Mercy Dorcas Otieno, die als erste Afrikanerin das renommierte Max-Reinhardt-Seminar absolvieren durfte und heute am Bochumer Schauspielhaus arbeitet. Oder jene des gebürtigen Nigerianers Chukwuemeka Igwe, der 16 Jahre nach seiner Flucht nach Österreich nun mit knapp 50 Jahren auf dem Weg zum Lehrabschluss als Bauwerksabdichter ist.

„Es sind aber nicht nur Paradebeispiele der Integration und Inklusion, die wir in dieser Ausgabe zeigen. Wichtig ist uns auch, dass wir Geschichten von Menschen zeigen, die weniger Glück im Leben hatten“, so Wagner. Geplante Veranstaltungen im Jubiläumsjahr fielen den Coronavirus-Beschränkungen zum Opfer, doch eine gemeinsame große Müllsammelaktion in der Mariengasse im September konnte stattfinden: „Viele VerkäuferInnen beteiligten sich mit großer Begeisterung“, sagte Leiterin Gollmann: „Denn es war für sie eine Gelegenheit, der Gesellschaft etwas zurückzugeben.“

Straßenmagazin Megaphon
David Ertl
Die Straßenzeitung und soziale Initiative „Megaphon“ ist ein Projekt der Caritas Steiermark

„Laute Stimme für Menschen, die nicht gehört werden“

In der Jubiläumsausgabe gratulieren Stammleser von Jung bis Alt sowie Persönlichkeiten aus Politik und Kultur zum 25. Geburtstag. Etwa Caritas-Steiermark-Direktor Herbert Beiglböck, der überzeugt ist, dass „die Beziehungen zwischen den VerkäuferInnen und den Menschen, die das ‚Megaphon‘ kaufen, ein wichtiger Beitrag sind, um Verständnis füreinander zu finden und das Miteinander zu stärken.“

Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) sagte: „Das ‚Megaphon‘ ist eine laute Stimme für Menschen, die sonst nicht gehört werden.“ Alfred Stingl, Altbürgermeister der Stadt Graz und „Megaphon“-Geburtshelfer der ersten Stunde, sagte, das „Megaphon“ habe „mit Empathie und Intelligenz auf soziale Nöte und auf vergessene Menschlichkeit hingewiesen“.