Eine Frau sitzt in einem Frauenhaus am Bett und blickt aus dem Fenster
APA/dpa/Maja Hitij
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Coronavirus

Gewalt und CoV: Zahlen steigen

Zahlen aus dem Sozialressort des Landes lassen darauf schließen, dass die Gewaltbereitschaft in der CoV-Krise gestiegen ist. In den Frauenhäusern kann man diesen Trend aber nicht bestätigen.

Mit dramatischen Zahlen ließ Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) bei der Budget-Pressekonferenz – mehr dazu in CoV-Krise: Land macht über 600 Mio. Schulden – am Donnerstag aufhorchen. Dass ihr Ressort dem Thema Gewaltschutz künftig noch mehr Bedeutung zumessen will, begründet sie unter anderem mit einer starken Zunahme der Anrufe bei steirischen Gewaltschutzeinrichtungen im vergangenen halben Jahr: „Wir hatten fast 23.000 Anrufe bei dieser Hotline. Und es ist einerseits die Zahl der Betroffenen gestiegen, aber vor allem sind die Fälle dramatisch und schlimmer geworden.“

Maßnahmenpaket geschnürt

Mit einem speziellen Kinderschutzpaket, einer Kampagne zusammen mit einem Handelsunternehmen – mehr dazu in Gewaltopfer im Supermarkt erreichen (8.6.2020) – und einer geplanten Aktion in Kooperation mit der Ärztekammer habe das Land bereits darauf reagiert, sagte Kampus.

Und man wolle auch weiterhin nicht wegschauen: „Wir nehmen zum Gewaltschutz auch mehr Geld in die Hand, schauen, dass wir möglichst viele Betroffene erreichen und möglichst rasch auch diesen Betroffenen helfen, wie sie aus Gewaltsituationen heraus kommen können“, so Kampus.

Frauenhäuser: Verblüffend ruhig

Große Befürchtungen hatte man zu Beginn der CoV-Pandemie auch in steirischen Frauenhäusern. Doch wie Michaela Gosch, die Vorsitzende des Vereins Frauenhäuser Steiermark, sagt, habe sich die Situation seither als wörtlich „verblüffend ruhig“ dargestellt.

Eine mögliche Erklärung liegt für sie in der allgemeinen Verunsicherung durch die CoV-Krise: „In so einer hoch unsicheren Phase aus dem vielleicht einzig Vertrauten, das man noch hat, nämlich der Beziehung und den eigenen vier Wänden auszubrechen, stelle ich mir extrem schwierig vor, und das könnte eine mögliche Erklärung sein, dass viele Frauen grad in der Zeit den Schritt nicht gewagt haben und immer noch nicht wagen.“

Anti-Gewalt-Experten befürchten, dass mit zunehmender Dauer der Krise auch die Gewaltbereitschaft weiter steigen könnte – Hilfsangebote seien dringend nötig.