Schweine in Kastenhaltung
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Missstände in Schweinestall: Weitere Anzeige

Die vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) aufgezeigten Missstände in einem oststeirischen Betrieb ziehen nun weitere Kreise. Aber wie laufen die Kontrollen in tierhaltenden Betrieben tatsächlich ab?

Nach der ersten Anzeige gegen den oststeirischen Schweinezuchtbetrieb von Blasius Gsöls – mehr dazu in VGT deckt Missstände in Schweinestall auf – folgte am Freitag eine weitere Anzeige: etwa, weil Eber verbotenerweise in Kastenständen gehalten und manche Eber stark gerötete Hoden oder zum Teil blutige Scheuerstellen – vermutlich durch Scheuern am Betonboden – aufweisen würden.

Von Seiten der Landwirtschatskammer sagt deren Präsident Franz Titschenbacher zu dem Tierhaltungsbetrieb: „Die veröffentlichten Bilder sind inakzeptabel und nicht zu entschuldigen. Der betroffene Betriebsführer ist allerdings ein verantwortungsbewusster Mensch. Die Kontrollen am Freitag durch die Veterinärbehörden haben keine Mängel ergeben. Allerdings werden nächste Woche die zuständigen Gremien tagen und diesen Sachverhalt prioritär behandeln.“

35 Amtstierärzte für 20.000 Betriebe

Nach der Tierschutzkontrollverordnung sind jedes Jahr zwei Prozent der nutztierhaltenden Betriebe zu kontrollieren, sagt Landesveterinärdirektor Peter Wagner. Missstände kämen zwar vor, seien aber äußerst selten. „Nur muss man sich das überlegen, wie das personell zu schaffen ist“, denn in der Steiermark gibt es gerade einmal 35 Amtstierärzte für die Kontrolle von 20.000 Betrieben.

Kontrollen auf Stichenprobenbasis

„Wenn man die jährlich kontrollieren würde, bräuchte man 100 Amtstierärzte mehr. Diese Kontrollen passieren auf Stichprobenbasis und risikobasiert“, man habe also Informationen über die Fleischqualität oder über die Anzahl bei der Tierkörperverwertung abgelieferter, toter Tiere. Man kontrolliere demnach bevorzugt Betriebe, „bei denen man annimmt, dass ein höheres Risiko besteht, dass sie eben nicht entsprechen“, so Wagner.

Die Kontrollen sind unangemeldet und können von den Landwirten nicht verhindert werden. Doch diese Kontrollen seien nur Momentaufnahmen, räumt Peter Wagner ein: „Selbst wenn ich ihn kontrolliere, und es ist alles in Ordnung, kann es sein, dass er am nächsten Tag sein Tier schlägt oder schlecht behandelt. Ich glaube, man muss sich auch davon verabschieden, dass eine hundertprozentige Kontrolle von allem möglich ist.“

„Keine hundertprozentige Kontrolle von allem möglich“

Diese Situation ist für den Landesveterinärdirektor nicht zufriedenstellend, allerdings: „Man kann auch nicht hundertprozentig sicher stellen, dass wenn man auch noch so viele Polizisten auf die Straße stellt, dass niemand mehr zu schnell mit dem Auto fährt.“ Zudem gebe es neben den behördlichen Kontrollen auch noch weitere Kontrollen etwa Bio- oder AMA-Überprüfungen – sollten dabei Misstände festgestellt werden, würde die Behörde umgehend informiert werden, so Wagner.