Rendering des Mobilen Pavillon
APA/BILDERMEHR/ PAUL FRICK
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Kultur

„Steiermark-Schau“: Die Steiermark in ihrer Vielfalt

Regionale und Landesausstellung waren einmal – das neue Ausstellungsformat der Steiermark heißt „Steiermark-Schau“. Die erste Auflage hat die Selbstreflexion zum Inhalt – sie soll zu einer regelmäßigen Standortbestimmung des Landes werden.

Es hatte einige Zeit gedauert, bis wieder an die Landesausstellung mit großen steirischen Themen und an die Kunstschaffenden einer Region mit stärker einbeziehender Regionale angeknüpft wurde: Mit 10. April 2021 wird nun eine umfassende Selbstreflexion der Steiermark präsentiert.

Eine Selbstreflexion des „Steirischen“

„15 Jahre nach der letzten Landesausstellung, acht Jahre nach der Regionale schließen wir ab 2021 im biennalen Rhythmus eine Lücke im steirischen Kulturgeschehen“, so Kulturlandesrat Christopher Drexler (ÖVP). „Ich glaube, das könnte etwas Gutes werden. Ich glaube, das könnte etwas Ausgezeichnetes werden“, vermittelte der Landesrat Aufbruchstimmung: „Als Kulturland fühlte man, da fehlt etwas. Es wird eine Selbstreflexion des ‚Steirischen‘ mit all seinen Höhen und Tiefen und seiner Vielgestaltigkeit – in einem schon allein technisch gesehen anspruchsvollen Rahmen.“

Fast neun Millionen Euro Budget

Drexler (ÖVP) stellte am Dienstag im Grazer Kunsthaus – einer der vier Standorte 2021 – das Konzept vor: Drei Standorte in Graz – neben dem Kunsthaus das Museum für Geschichte und das Volkskundemuseum – sowie ein mobiler Ausstellungspavillon mit 800 Quadratmeter sind vorgesehen. Der Pavillon soll in Wien eröffnet werden, danach geht es nach Hartberg, Spielberg, Schladming und Bad Radkersburg. Die Schau ist bis 31. Oktober 2021 zu sehen. Das Format soll künftig im Zweijahresrhythmus gezeigt werden. Das Budget 2021 beträgt rund 8,9 Millionen Euro.

Rendering des Mobilen Pavillon.
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Laut Landesrat Drexler nimmt die Schau verschiedenste Themen und Fragen der Gesellschaft zu Geschichte, Gegenwart und Zukunft auf und bereitet sie aus der Perspektive von Kunst und Kultur in einem populären Format auf. Das Universalmuseum Joanneum wurde mit der Konzeption betraut und ist auch der operative Träger.

Werden und Wandel

Die erste Steiermark-Schau befasst sich mit dem Werden und Wandel des Landes: Der Bogen erstreckt sich vom Museum für Geschichte („was war“) über das Volkskundemuseum („wie es ist“) und dem Kunsthaus („was sein wird“) bis hin zu dem Ausstellungspavillon („wer wir sind“).

Letzterer nimmt einen frühen Ansatz von Schaufensterausstellungen in Märkten und Städten zu Zeiten Erzherzog Johanns wieder auf. Der mobile Pavillon und die Ausstellung „wer wir sind“ wurde von Alexander Kada konzipiert und gestaltet sowie von Astrid Kury kuratiert. Eine monumentale Videorauminstallation mit einer Leinwandfläche von 200 Quadratmetern wird eine Gegenwartsanalyse zur Steiermark ausschließlich in bewegten Bildern zeigen. „Noch vor der Steiermark-Schau wird der Pavillon in Wien eröffnet, weil ich die Steiermark in der Bundeshauptstadt als mit Kunst und Kultur verbunden wissen will“, so Drexler.

Vom Pranger bis zur Küche

Im Museum für Geschichte widmet man sich den historischen Räumen und Landschaften, den naturräumlichen Gegebenheiten der Steiermark, dem Wechselspiel von Mensch und Natur. Dabei bewegt sich der Besucher durch eine abstrakte Landschaft von Objekten, Modellen, Karten und filmischen Beiträgen. Unter den Exponaten wird etwa ein mittelalterlicher Pranger ebenso zu finden sein wie eine Redekanzel, Schienen aus Donawitz oder Teile einer Küche der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky. Kuratiert wird dieser Teil von einem Team rund um die Leiterin des Museums für Geschichte, Bettina Habsburg-Lothringen.

Im Volkskundemuseum in Graz unternimmt man unter dem Titel „wie es ist“ eine Vermessung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation: Es wird der Frage nachgegangen, wie das „Heute“ entstanden ist, auch an Beispielen von Menschen, die hier lebten und leben und das „Heute“ gestaltet haben. Kuratiert wird dieser Teil von einem Team rund um Birgit Johler.

Im Kunsthaus Graz wird den Spuren des „Zukünftigen im hier und jetzt“ nachgegangen. Ausgangspunkt ist die jetzige Situation an Mur und Mürz, es geht um „mutige, kühne, visionäre Vorstellungen von Zukunft, aber auch um sehr pragmatische, handfeste Ideen und Vorschläge, wie Zukunft sich aus verschiedenen Perspektiven gestalten“ lässt. Genutzt werden dabei alle Ebenen des Kunsthauses, was in der bisherigen Nutzung des Hauses für eine einzige Schau eher selten galt. Kuratiert wird dieser von der Hausherrin, Direktorin Barbara Steiner.

Für Joanneum „schließt sich ein Kreis“

Für den wissenschaftlichen Direktor des Universalmuseums Joanneum, Wolfgang Muchitsch, „schließt sich für das Haus ein Kreis. Die frühen großen Projekte der Landesausstellungen waren ja unsere. Wir haben nicht nur ein Thema, wir haben ein Land, seine Entwicklung, seine Zukunftsoptionen – das zu zeigen ist auch das Businessmodell des Joanneums seit seiner Gründung 1811.“ Den Pavillon habe man entwickelt, um auch in den Regionen als Kulturträger präsent zu sein.

Rendering des Mobilen Pavillon
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Laut der kaufmännischen Direktorin des Joanneums, Alexia Getzinger, ist es „das Schöne, dass Gegenstände und Menschen sich verbinden. Sie kommunizieren und dadurch entsteht Resonanz. Der Pavillon soll zeigen, wer wir sind. Klangduschen, riesige Panoramen und Projektionsschleifen, Filme von 24 Künstlern einer jungen Generation, hier gemacht.“

Landesrätin Ursula Lackner (SPÖ), zuständig auch für Umwelt und Regionalentwicklung, bescheinigte dem neuen modernen Konzept eine würdige Nachfolge für Landesschauen und Regionale: „Der Gedanke des wandernden Pavillons ist wichtig, dass Kunst nämlich nicht nur in den Metropolen stattfindet – Stichwort Kulturlandschaft“, so Lackner. Der Grazer Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP) stellte unter anderem die Frage, wie umgehen mit Phänomen mit Klimawandel und Digitalisierung und Corona: „Es ist unsere Pflicht, sich gemeinsam mit Künstlern und Wissenschaftlern diesen Fragen zu stellen.“

Keine Eintagsfliege

Die „Steiermark-Schau“ soll jedenfalls keine Eintagsfliege bleiben, denn „rudimentäre Überlegungen“ für die nächsten Schauen 2023 und 2025 seien schon im Gange: In CoV-Zeiten leiste die Steiermark kulturelle Resilienz „made in styria, wie etwa mit dem steirischen herbst“, so Kulturlandesrat Drexler.