Eine Pflegerin schiebt einen Rollstuhl mit einer Seniorin durch einen herbstlichen Garten.
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Soziales

CoV: Pflegekräfte am Limit

Dass es im Pflegebereich zu wenig Personal gibt, ist seit Jahren bekannt – die CoV-Krise hat diese Situation allerdings auf die Spitze getrieben: Viele Pflegekräfte sind am Limit und brauchen dringend mehr Unterstützung, heißt es von der Gewerkschaft.

Schon vor der Coronavirus-Pandemie war die Pflege eine körperlich und psychisch anstrengende Arbeit. Doch seit dem Frühjahr seien die Bedingungen noch herausfordernder geworden – und jetzt in der zweiten Welle werde neben der körperlichen Erschöpfung auch die psychische immer stärker spürbar.

Kein Ende in Sicht

„Dass kein Ende in Sicht ist. Dass man nicht sagen kann, OK, im Dezember entspannt sich alles, und dann können wir uns alle entspannen – das kann im Moment keiner beantworten, und es ist nicht zu sagen, wann dieser Zustand zu Ende ist“, so Waltraud Stock von der GPA und Betriebsrätin der Volkshilfe.

Viele Mitarbeiter sind am Limit: „Unsere Mitarbeiter sind am Limit, und es ist wirklich eine Frage, wie lange wir das noch durchhalten und einen Betrieb aufrecht erhalten können“, sagt Stock; dazu komme die Angst vor der Ansteckung und dass man sich aus Zeit- und Kontaktmangel nicht einmal mit Kolleginnen austauschen könne.

Austausch mit KollegInnen notwendig

Stock meint weiter, hier könnte ein Hotline helfen, bei der man die Probleme der Betroffenen versteht, „wo sich dann wirklich die KollegInnen aus dem Pflegebereich oder aus dem Spitalsbereich tatsächlich hinwenden können, wo sie das Gefühl haben, da hört ihnen wer zu, und da können sie einfach einmal ihr Packerl hinlegen und einfach einmal darüber reden“.

Mehr Unterstützung notwendig

Auch die Unterstützung von zusätzlichen Zivildienern würde Mitarbeitern und Bewohnern viel helfen, „weil die Zivildiener einfach mit den Bewohnern und den Kundinnen auch bei den mobilen Diensten das Gespräch suchen können. Die Kundinnen und die Bewohner kriegen einfach weniger Besuch, weil sie es ja auch nicht sollten, und dadurch, sage ich einmal, sind sie auch sehr vereinsamt, aber die Kolleginnen die dort arbeiten, haben einfach die Zeitressource nicht“.

Wie mehr Menschen dazu motiviert werden könnten, einen Beruf in der Pflege zu ergreifen, erläutert Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) so: „Wir haben in den letzten Jahren viele neue Ausbildungswege in der Pflege beschritten, aber viele wissen gar nicht, was ist die Pflegeassistenz, was ist die Pflegefachassistenz – da muss ich erst einmal draußen mehr informieren. Zweitens sehe ich Corona jetzt wirklich als Chance: Wir haben leider sehr viele Arbeitslose, aber wir können durch Weiterbildung, durch Fortbildung, durch Umschulung sicher viele für diesen Beruf gewinnen. Und drittens ist es so, das viele, die in der Pflege arbeiten, Teilzeit arbeiten, und es muss die Möglichkeit geben, das mit der Familie zu vereinbaren, und ich möchte als Mitarbeiter zufrieden sein, das heißt, es braucht hier auch fairere Löhne“, so Bogner-Strauß.

Juliane Bogner-Strauß im Gespräch

ORF Steiermark-Chefredakteur Wolfgang Schaller hat mit der zuständigen Landesrätin Julinae Bogner-Strauß ausführlich über das Thema Pflege gesprochen.

Aufgrund vieler Infektionsfälle in den Alters- und Pflegeheimen habe man österreichweit die Testungen in diesem Bereich „massiv verschärft“, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. In der Steiermark, heißt es wiederum bei großen Heimbetreibern, gäbe es derzeit keine großen Cluster wie noch im September oder Oktober. Die Anspannung sei fast schon zur Normalität geworden, sagt Petra Prattes vom Grazer Caritas-Heim: „Wir sind schon sehr routiniert im Umgang damit. Wir haben immer sehr viel und schnell getestet, und damit sind wir bisher ganz gut gefahren.“

Nächste Woche entscheidend

Die Auswirkungen des zweiten Lockdowns sind noch nicht spürbar – die Zahlen steigen weiter. Gesundheitsminister Anschober (Grüne) spricht im Hinblick auf die anstehende Woche von einer Woche der Entscheidung und stellt Verschärfungen der Maßnahmen in Aussicht, wenn die Zahlen insbesondere in den Intensivstationen weiter stark zunehmen – mehr dazu in Anschober stellt erneut Verschärfungen in Aussicht.