Bundesheer desinfiziert und übernimmt obersteirisches Pflegeheim
APA/Erwin Scheriau
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Coronavirus

CoV-Cluster in Pflegeheim wirft Fragen auf

Wie sicher sind Pflegeheime? Eine Frage, die sich nach dem CoV-Cluster in einem Heim in St. Lorenzen im Mürztal viele stellen. Auch die Verantwortlichen evaluieren, wie sich das Virus in diesem Ausmaß ausbreiten konnte.

Zwölf Tage hat es in dem Heim im Mürztal vom Auftreten der ersten Fälle bis zur Übernahme durch das Bundesheer gedauert: Drei Viertel des Personals fallen wegen Covid-19 aus. Fast alle Bewohner sind CoV-positiv. Zehn Pfleger des Heeres betreuen sie nun.

Zu so einer Situation sollte es eigentlich nicht kommen, wenn sich das Personal an alle Vorgaben hält – die steirische Pflegeombudsfrau Michaela Wlattnig glaubt nicht, dass das Virus durch Besucher ins Heim eingeschleppt wurde: „Bei den Mitarbeitern muss man hinschauen, ob es genügend Schutzausrüstung und auch eine adäquate Verwendung gab.“

Geregelte Abläufe wichtig

Im Allgemeinen sollte es in Pflegeheimen nach dem Auftreten eines positiven Falles ganz klar geregelte Abläufe geben, so Franz Ferner, Sprecher der Pflegeheime in der Wirtschaftskammer: „Der oder die Bewohnerin wird sofort einmal instruiert, dann wird geschaut: Welche Kontakte hat sie gehabt? Und auch diese Personen werden schnell getestet, die Angehörigen erreicht und die Behörde informiert.“

Warum im Pflegeheim in St. Lorenzen so viele Menschen infiziert wurden, muss jetzt genau überprüft werden. Für Ferner steht aber fest, dass es 100-prozentige Sicherheit nicht gibt – vor allem, weil so viele Menschen keine Symptome hätten und gar nicht wüssten, dass sie das Virus weitertragen: „Die große Schwierigkeit ist, dass dieser Virus auch bei Personen wirksam wird, wo man auch durch regelmäßige Checks nicht erkennen kann, ob jemand positiv ist.“

Der richtige Ort?

Das wirft auch die Frage auf, ob derzeit die heimischen Pflegeheime überhaupt der richtige Ort für pflegebedürftige Angehörige sind. Ja, sagt Ferner. Nein, sagt Patientenombudsfrau Wlattnig und betont: „Die älteren Menschen wollen in ihrem gewohnten Umfeld bleiben.“

Ferner entgegnet: „Sie sind ja nicht umsonst in den Pflegeheimen untergebracht, sondern deshalb, weil es zu Hause nicht mehr geht. Das Leben bis zum letzten Lebensabschnitt zu Hause ist aufgrund der hohen Pflegebedürftigkeit nicht realisierbar.“ Zudem fehle es zu Hause an Schutzkleidung, sodass die Ansteckungsgefahr in den eigenen vier Wänden nicht kleiner wäre.

Aufarbeitung mit Sachverständigen geplant

Die steirische Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) kündigte am Dienstag an, die Causa mit Amtssachverständigen und der Patienten- und Pflegeombudschaft aufarbeiten zu wollen. Auch die steirischen Grünen drängen auf eine rasche Aufklärung, wie es zu so vielen Infektionen im Heim überhaupt kommen konnte. Wie lange das Bundesheer im Pflegeheim aushelfen wird, steht noch nicht fest.