Coronavirus

Langzeitarbeitslose entlasten Pflegepersonal

In einem österreichweit einzigartigen Projekt sollen Langzeitarbeitslose ab sofort in den steirischen Pflegeheimen eingesetzt werden. Die ersten 30 haben am Dienstag ihren Dienst aufgenommen, um das stark geforderte Pflegepersonal zu entlasten.

Seit einem Jahr sucht Petra Lex schon Arbeit – nun hat die 52-Jährige im Volkshilfe-Seniorenzentrum in Graz-Eggenberg zumindest für die kommenden sechs Monate eine Beschäftigung gefunden. Gemeinsam mit einer weiteren Langzeitarbeitslosen unterstützt sie die Mitarbeiter vor allem im strengen Besuchermanagement des Pflegeheimes – mit Fiebermessen, Gesundheitscheck und Registrierung.

„Entlastet uns schon vom ersten Tag an“

„Es ist wunderbar wo zu sein, wo man wirklich gebraucht wird – damit Besuche gut geregelt werden können, Bewohner und Bewohnerinnen gut begleitet werden können – und wenn Zeit ist, Kontakte zu pflegen“, so Lex. Ihre neue Kollegin Christine Beham schildert: „Für mich war es immer schon eine Vorstellung, im Alter etwas Neues zu beginnen, und jetzt habe ich die Chance, das auszuprobieren und ich hoffe, dass ich eine Hilfe sein kann.“

Pflege: Frau pflegt Seniorin
ORF
Petra Lex: „Es ist wunderbar wo zu sein, wo man wirklich gebraucht wird."

Auf jeden Fall, so Seniorenbetreuerin Jasmin Polizin: „Es wurde immer weniger Zeit, die blieb. Und natürlich lastet das auch auf uns: Wir wollen unser Bestmögliches geben und das entlastet uns jetzt schon vom ersten Tag an.“

Bis zu 400 Langzeitarbeitslose im Einsatz

Um Pflegepersonal zu entlasten, sollen bis zu 400 Langzeitarbeitslose über 50 Jahren in Pflegeheimen steiermarkweit eingesetzt werden – vorerst für sechs Monate befristet. Die Kosten von mehr als 5 Millionen Euro teilen sich AMS und Land Steiermark.

„Es werden sich manche vielleicht erinnern: Früher hat es ‚Aktion 20.000‘ geheißen, dann ‚Aktion Impulse 50+‘, wo es immer darum ging, dass Menschen, die schon älter sind und sich nicht so leicht tun auf dem Arbeitsmarkt, eine zweite Chance bekommen“, so Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ). „Das ist eine riesengroße Hilfe für die Pflegeheime und auf der anderen Seite auch eine Unterstützung für Arbeitslose, die vielleicht auf diesem Gebiet auch weiterarbeiten werden“, betont Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP).

Personelle Grenzen rasch erreicht

Wie schnell personelle Grenzen erreicht werden können, zeigt die Situation im Pflegeheim St. Lorenzen, wo aktuell drei Viertel des Personals wegen Covid-19 ausgefallen sind – mehr dazu in CoV-Cluster in Pflegeheim wirft Fragen auf (1.12.2020).

39 Heimbewohner sind ebenfalls infiziert und viele Fragen offen: „Jetzt irgendwelche Schuldzuweisungen zu machen, liegt mir fern. Mit Amtssachverständigen und der Patientenombudschaft wird alles aufgearbeitet. Und dann werden wir sehen, was hier wirklich geschehen ist“, so Bogner-Strauß. Wie lange hier das Bundesheer noch aushelfen wird müssen, steht noch nicht fest.