Wissenschaft

Preis für Simulation römischer Transportwege

18 in Österreich tätige Forscher erhalten einen „Consolidator“-Förderpreis des Europäischen Forschungsrats ERC, darunter auch ein Forscher der Uni Graz, der mittels Simulation die Transportwege der Römer nachstellen will.

Die mit jeweils bis zu drei Millionen Euro dotierte Förderung soll Wissenschaftern ermöglichen, ihre Position als eigenständige Forscher zu konsolidieren. Insgesamt erhielten in der aktuellen Ausschreibungsrunde 327 Forscher einen „Consolidator-Grant“. Die Fördernehmer kommen aus 39 Ländern und werden in 23 europäischen Staaten ihre Projekte verwirklichen.

Das Projekt „STRADA“ (Simulation of Transport between the Adriatic Sea and the Danube) wird von der Europäischen Kommission in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt 1,9 Millionen Euro gefördert.

Mit dem Eselkarren auf dem Datenhighway

Zu den 18 auserwählten Forschern in Österreich gehört auch Leif Scheuermann vom Zentrum für Informationsmodellierung der Universität Graz mit seinem Projekt „STRADA“, das ins erste Jahrhundert nach Christus zurückführt.

Konkret will der Forscher mittels Simulation die römischen Routen auf Land und Wasser nachzeichnen und etwa das Fahrverhalten römischer Karren sowie ihre Transportzeiten errechnen. Denn bereits die Römer verfügten über ein ausgeklügeltes Verkehrsnetz zwischen Adria und Donau. Diese vor allem für den Handel wichtigen Wege will Leif Scheuermann digital wiederauferstehen lassen.

Leif Scheuermann
Uni Graz/Scheuermann
Leif Scheuermann ist einer von 18 Forschern in Österreich, die den Förderpreis bekommen haben

Esel stellen Tragen der Lasten nach

Der Historiker und sein Team werden aber nicht nur die Wege rekonstruieren, sie wollen auch die einstigen Verhältnisse simulieren. Tiere, wie Maulesel und Pferde des österreichischen Bundesheeres, werden etwa das Tragen der Lasten nachstellen. In Kooperation mit Archäologen aus Deutschland sollen außerdem Schiffe und Karren originalgetreu nachgebaut werden. Alle Daten werden schließlich miteinander verknüpft und auf einer webbasierten Plattform digital zusammengeführt.

Auswirkungen auf die Ökonomie

Ziel des Projekts ist es damit herauszufinden: „Wie sind die Menschen früher mit Änderungen umgegangen und welche Auswirkungen hatte das auf die Ökonomie?“ Denn für den Forscher ist klar, dass Transportzeiten für den wirtschaftlichen Erfolg eine entscheidende Rolle spielen und schon kleinste Probleme beim Transport damals großen Schaden anrichten konnten: „Die vielen Luxusprodukte, für die die Römer bekannt sind, kamen nicht an die Donau, und das in den Alpen produzierte Fleisch erreichte nicht die Großstädte am Mittelmeer.“