Synagoge Graz
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Chronik

Graz startet Initiative gegen Antisemitismus

Die Stadt Graz und die Jüdische Gemeinde Graz haben am Freitag das Projekt „Gemeinsam gegen Antisemitismus“ vorgestellt: 180.000 Euro sollen in den kommenden drei Jahren in verschiedene Initiativen gegen Judenfeindlichkeit fließen.

Laut dem Grazer Stadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) sei das Projekt schon vor den Angriffen auf die Jüdische Gemeinde im vergangenen Sommer – mehr dazu in Grazer IKG-Präsident mit Holzprügel attackiert (22.8.2020) und Grazer Synagoge mit Parolen beschmiert (19.8.2020) – geplant gewesen.

Die Betroffenheit nach den Vorfällen sei groß gewesen, doch man habe drei Schlussfolgerungen gezogen: „Der Antisemitismus in Graz, Österreich und in ganz Europa hat zugenommen. Jeglicher Antisemitismus, egal ob von links oder rechts oder durch Zuwanderung, ist gefährlich. Und drittens: Man muss die gesamte Kraft in Prävention setzen und vor allem bei den Kindern anfangen“, sagte Hohensinner bei einem Pressegespräch mit Gemeinde-Präsident Elie Rosen und Ministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) am Freitag in der Grazer Synagoge.

Mit Wissen gegen Judenfeindlichkeit

Rosen präsentierte die drei Säulen des Projekts. Zunächst soll das Judentum und die Synagoge besser erlebt werden können: „Wir wollen das lebendige Judentum zeigen.“ Daher werde es mehr klassische Synagogenführungen geben. Ziel sei es, dass alle Volksschüler der vierten Klasse zumindest einmal die Synagoge besichtigen. Auch werden Workshops etwa über koschere Lebensmittel angeboten. Neu sind auch der „Grazer Golem“, eine Art Comic-Held, und ein Bastelbogen, mit dem die Grazer Synagoge nachgebaut werden kann.

Die zweite Säule wird eine Internetplattform über die jüdische Geschichte in der Steiermark bis heute sein – diese Website befinde sich gerade in Ausarbeitung. Die dritte Säule des Projekts richtet sich an Lehrpersonal, das Antisemitismus erkennen und entschieden dagegenwirken soll: Es sollen Tools bereitgestellt werden, um auch teils verdeckten Judenhass zu erkennen. Abgerundet werde alles mit einer App, die für Kinder unterschiedlicher Altersstufen geeignet sein wird: Mit ihr kann spielerisch gelernt und ein Quiz gemacht werden.

Mehr Schutz für jüdische Gemeinde

Edtstadler bezeichnete das Vorgehen gegen Antisemitismus als einen „gesamtgesellschaftlichen Kampf“: „Wir müssen wachsam bleiben, die Menschen sensibilisieren und alle mitnehmen.“ Die für Herbst 2020 angekündigte nationale Strategie gegen Antisemitismus sei laut der Ministerin fast fertig: „Wir sind in der finalen Endabstimmung.“ Die Strategie sei mit jener der Europäischen Union abgestimmt und soll bald präsentiert werden.

Erst vor wenigen Tagen hatte der Ministerrat ein „Gesetz zur Absicherung des österreichisch-jüdischen Kulturerbes“ beschlossen – mehr dazu in Gesetz zur Absicherung des jüdischen Kulturerbes (volksgruppen.orf.at). Die Unterstützung der jüdischen Gemeinde in Österreich wurde damit von 1,3 auf vier Millionen Euro aufgestockt: Mit dem Geld sollen der Schutz jüdischer Einrichtungen, die Förderung des interreligiösen Dialogs sowie die Erhaltung des jüdischen Kulturerbes unterstützt werden.