Baustelle auf dem Areal des Lagers Liebenau
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Chronik

Kritik an Wohnbauprojekt auf NS-Lager-Areal

Auf dem Areal des ehemaligen NS-Zwangsarbeiterlagers Liebenau werden Sozialwohnungen gebaut. Die Gedenkinitiative Graz-Liebenau fordert nun zusätzliche archäologische Grabungen, um nach möglichen weiteren Opfern zu suchen.

Mindestens 54 Menschen kamen im ehemaligen NS-Zwangsarbeiter-Lager in Graz-Liebenau ums Leben; 5.000 Menschen – vor allem ungarische Juden – wurden in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs in dieses Lager getrieben, das Lager Liebenau war eine Zwischenstation auf dem Marsch in Richtung Mauthausen.

„Bedenklich“ und „kritikwürdig“

Seit 2013 wurden zahlreiche Funde gemacht – mehr dazu in Gedenktafel für Lager Liebenau enthüllt –, nun werden auf dem Areal, wo ein Schutzbunker freigelegt wurde, Sozialwohnungen gebaut.

Die Gedenkinitiative fordert, man solle zuvor noch bis in zwei Metern Tiefe nach weiteren Opfern graben. „Bedenklich ist, dass man hier in diesem Gebiet auch keine Keller oder Tiefgaragen errichtet, um zu verhindern, dass man hier auf archäologische Strukturen trifft oder auch Opfer findet, was man ja in dem Bereich schon gemacht hat – und das ist schon kritikwürdig, auch dass man das den künftigen Bewohnern zumutet, dass man auf einem Gebiet wohnt, wo man nicht genau weiß, was darunter ist“, so Rainer Possert, der Obmann der Gedenkinitiative.

Forderung: Auf jeden Fall nachschauen

Beim Kindergarten wurden laut Gedenkinitiative bereits 1991 bei Umbauarbeiten zwei Opfer gefunden, auf dem angrenzenden Areal solle nun aktiv und systematisch nach Opfern gesucht werden, wird gefordert. „Dort sind Strukturen, die zugeschüttete Gräben sind, Es gibt Experten, die sagen, es könnten Massengräber sein, es gibt Experten, die sagen, es sind keine. Auf jeden Fall muss man nachschauen“, so Possert.