Bundesheer desinfiziert und übernimmt obersteirisches Pflegeheim
APA/Erwin Scheriau
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Coronavirus

Steiermark: Meiste CoV-Tote – aber warum?

Obwohl die Steiermark bei den CoV-Infektionszahlen bundesweit nur an vierter Stelle steht, ist sie das Bundesland mit den meisten CoV-Todesfällen – bislang 1.200. Liegt das an den vielen steirischen Pflegeheimen?

Während Wien und Oberösterreich bei etwas mehr als 1.000 CoV-Toten liegen, sind es in der Steiermark über 1.200. Klaus Vander, Hygieniker der Krankenanstaltengesellschaft KAGes, nennt als mögliche Gründe, „dass die Steiermark nach den Bundesländern Burgenland und Kärnten das höchste Durchschnittsalter und nach Wien ebenso den höchsten Anteil an Pflegebetten aufweist“.

Das vermutet auch Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) – knapp mehr als die Hälfte der Corona-Toten in der Steiermark hatten ihren Hauptwohnsitz in einem Pflegeheim. „Wir haben mit der zweiten Welle sehr hohe Infektionszahlen in der Bevölkerung. Wir können keine Glaskuppel über die Pflegeheime stülpen, und ich möchte das auch gar nicht: Die Menschen, die dort wohnen, brauchen Besuche, menschliche Nähe. Aber das bringt immer ein Risiko mit sich. Die Steiermark hat daher allein in den letzten Wochen 80.000 Testungen in den Pflegeheimen gemacht“, so Bogner-Strauß

Fast 230 Senioren- und Pflegeheime

In der Steiermark gibt es fast 230 Senioren- und Pflegeheime, auf Platz zwei unter den Bundesländern liegt Oberösterreich mit 130. Das bedeutet auch: In der Steiermark gibt es besonders viele kleine und mehr gewinnorientierte Heime, die also nicht vom Land oder von gemeinnützigen Trägern wie Caritas oder Volkshilfe betrieben werden. Kann das ein Grund sein für mehr Todesfälle? Bogner-Strauß: „Was derzeit die Cluster und Fälle angeht, scheint das keine Rolle zu spielen. Wir haben leider sowohl in privaten Pflegeheimen als auch in drei von vier Landespflegezentren große Cluster.“

Lernen für die Zukunft

Aber große Träger tun sich leichter, Pflegekräfte zu ersetzen, die in Quarantäne müssen, sagt Hygieniker Vander, und Jakob Kabas, Sprecher der von Land und Gemeinden betriebenen Heime, meint, dass man für die Zukunft lernen könne.

„Wir haben in Lassing ein Wohngruppenmodell, das sogenannte Pflegeheim der vierten Generation, wo ich Wohngruppen habe mit maximal 14, 15 Bewohnern und Bewohnerinnen. Dort tue ich mich in der Isolierung leichter, weil ich dann einfach die Wohngruppe dicht mache. Die Herausforderung wird sicher auch sein: Wie sieht eine pandemietaugliche Struktur eines Pflegeheims aus“, so Kabas.

Mehrheit überlebte

Von rund 18.000 Pflegeheimbewohnern in der Steiermark ist bisher laut Zahlen des Landes jeder/jede Fünfte mit Sars-CoV-2 infiziert worden. Von den Infizierten in Pflegeheimen ist jeder Sechste verstorben – die große Mehrheit der infizierten Pflegeheimbewohner hat das Coronavirus also überlebt.