77 Million Paintings Eno
Martin Harrison
Martin Harrison
Kultur

Elevate-Festival entwickelt flexible Ticketing-App

Im März 2020 war das Grazer Elevate-Festival eines der letzten Festivals, welches vor dem Lockdown noch stattfinden konnten. Um die kommende Ausgabe zu meistern, soll eine neuartige App das Ticketing flexibilisieren helfen.

Das Elevate-Festival soll heuer von 3. bis 7. März stattfinden und mit Brian Eno auch einen der gefragtesten Musikproduzenten nach Graz holen: Zur Eröffnung seiner – für den Dom im Berg adaptierten – „77 Million Paintings“ wird der 71-Jährige auch persönlich in der steirischen Landeshauptstadt erwartet – mehr dazu in Elevate-Festival mit „77 Million Paintings“ (6.1.2021).

„Elev8App“

Diese Veranstaltung wird wie wohl auch das ganze Festival – wenn überhaupt – nur unter strengen Corona-Sicherheitsvorkehrungen stattfinden können. Um diese Situation zu meistern, arbeitet das Team derzeit an einem App-Prototypen, um das Ticketing möglichst flexibel zu halten. Für die Realisierung des Projekts mit dem Arbeitstitel „Elev8App“ haben Daniel Erlacher und sein Team die Digitalförderung des Bundes bekommen, auch das Land Steiermark unterstützt das Vorhaben. „Wir nutzen verschiedene Open-Source-Tools, um einen Weg darzustellen, wie man als Veranstalter in Kooperation mit dem Ticket-Anbieter mit der eigenen Website das Ticket-Management in Corona-Zeiten gestalten kann“, erläutert Erlacher.

Auch für kostenlose Veranstaltungen

Gemeinsam mit dem Kooperationspartner ntry.at stellt man sich die Frage, wie man auch bei Veranstaltungen mit freiem Eintritt die erforderliche Registrierung und Reservierung umsetzen kann: Dazu soll eine Web-App gestaltet werden, die mit der Website ident ist – dort sollen dann nicht nur Tickets gebucht, sondern auch die geplanten Diskurs-Veranstaltungen gestreamt werden können. Es soll auch möglich sein, reservierte Plätze wieder zurückgeben zu können, sodass Interessenten auf der Warteliste via Push-Nachricht benachrichtigt werden können. Bereits bei der Buchung soll zudem sichtbar sein, welche Plätze schon reserviert sind.

„Bauplan“ soll Open Source sein

Der „Bauplan“ umfasst Ticketing, Registrierung für Gratis-Veranstaltungen, Push Notifications und die Übersetzung der Web-App in eine Android- und iOS App. Der Code wird dann Open Source zur Verfügung gestellt – den Workflow will man so auch anderen Veranstaltern, die nicht auf (teure) externe Anbieter zurückgreifen wollen oder können, gratis zur Verfügung stellen.

Auch geht es darum, wie unterschiedliche Systeme vom Content-Management über die Ticketplattform bis zum Festival-Management zusammengeführt werden können. „Es ist keine eigene Ticketplattform, sondern ein Prototyp, den man nachbauen kann“, so Erlacher. „Unser Hauptproblem war, dass wir in der kurzen Zeit nicht eine komplette Neuprogrammierung umsetzen können. Daher haben wir uns für eine sichere Lösung mit einem bestehenden Identity-Management-Programm auf unserem eigenem Server entschieden“, so Erlacher, der nicht auf die Infrastruktur von Konzernen zurückgreifen will.

„Wir stellen uns auf Spezial-Edition ein“

„Wir haben ja auch ein Diskurs- und Kunst-Programm, etwa eine Installation im Dom im Berg, den wir normalerweise als Dance Floor zum Tanzen nützen“, beschreibt Erlacher das Corona-sicher adaptierte Programm der kommenden Ausgabe, die man eventuell im Herbst 2021 durch einen zweiten Teil ergänzen will, bei dem der Festival-Charakter wieder zum Tragen kommen kann – schließlich könnten im März aufgrund der Regulierungen deutlich weniger Besucher zugelassen werden.

„Unser Kernbereich ist und bleibt moderne elektronische Musik, wir werden auch den Grazer Dom mit einem Konzert bespielen, aber natürlich keinen Dancefloor haben. Das Elevate Festival wird einen ganz anderen Charakter haben. Wir stellen uns auf Spezial-Edition ein. Auch eine verstärkte Kooperation mit FM4 sowie Streaming-Angebote soll es Menschen ermöglichen, remote am Festival teilzunehmen.“

„Test-Ballon“

Als Budget für ihren App-Prototyp haben die Veranstalter 50.000 Euro veranschlagt, fertig sein muss alles bis Mitte Februar – doch Erlacher zeigt sich optimistisch: „Diese Festival-Ausgabe ist ein Test-Ballon. Das Projekt läuft dann bis zum Herbst weiter. Da können wir dann noch optimieren.“