Bildung

Proteste gegen Universitätsgesetz in Graz

Dienstagnachmittag fanden österreichweit Proteste gegen das geplante neue Universitätsgesetz statt, organisiert von der Initiative „Bildung brennt“. Auch in Graz haben sich ein paar hundert Menschen daran beteiligt.

Die Kundgebung fand am Dienstag von 16.00 bis 18.00 Uhr auf dem Grazer Hauptplatz statt. Unter den paar hundert Teilnehmer waren neben Studierenden auch Vertreter der Österreichischen Hochschülerschaft, Universitäts-Betriebsräte, und Universitäts-Mitarbeiter. Sie plakatierten unter anderem „Bildung stärken statt Bürokratie aufbauen“ sowie „Mehr Bildung in der Politik, nicht andersrum“.

Bildung müsse „für alle offen stehen“

Die Teilnehmer der Kundgebung stellten sich alle gegen die geplante Änderung des Universitätsgesetzes (UG-Novelle), das weitere Hürden für Studierende, eine Verschlechterung der Arbeitsverhältnisse für Universitätsangestellte und eine Entdemokratisierung an den Unis vorsehe, sagt Oskar May vom Organisationsteam und selbst Studierender an der TU Graz – mehr dazu auch in ÖH befürchtet erschwertes Medizinstudium (10.12.2020).

DEMONSTRATION „AKTIONSTAG #BILDUNGBRENNT“
APA/Ingrid Kornberger

Vor allem aber stößt man sich daran, dass in den ersten beiden Studienjahren eine Mindestleistung von 24 sogenannten ECTS-Punkten vorgesehen ist: „Das klingt erstmal nicht so schlimm, aber für Leute, die sich in einer erschwerten Lebenssituation befinden, für Leute, die sich nicht nur auf ein Fach spezialisiert haben, sondern vielleicht zwei oder drei Fächer studieren, wird das zu einer Hürde.“ Auch hätten es etwa Studierende, die zusätzlich arbeiten müssen, deutlich schwerer. Dass man exmatrikuliert werde, wenn man die Punkte nicht schafft, gehe gar nicht, sagt Oskar May, denn Bildung müsse für alle offen stehen.

Breiteres Denken statt „Fachidioten“ gefragt

Ein weiterer Kritikpunkt von „Bildung brennt“ ist, dass künftig weniger Prüfungstermine angeboten werden müssen: „Wir kritisieren an diesen Gesetzesänderungen, dass es darum geht, Studierende möglichst rasch in eine Richtung zu drängen und ja nicht in die Breite zu schauen. Es geht beim Studieren aber nicht nur darum, möglichst schnell und effizient zu studieren, sondern es geht darum, sich entfalten zu können auf den Universitäten und hier ein breiteres Denken anzulegen und hier nicht Fachidioten auszubilden, ganz plakativ gesagt.“

Die Initiative „Bildung brennt“ fordert daher, dass das Gesetz noch einmal überarbeitet wird, die Begutachtungsfrist für die Novelle endet in drei Tagen. Eine entsprechende Petition gegen die UG-Novelle unter dem Motto „Bildung darf nicht weiter prekarisiert werden“ hält derzeit bei mehr als 22.000 Unterstützern. Weitere Demonstrationen sind am Dienstag in Wien, Linz, Dornbirn und Innsbruck geplant – mehr dazu in Protest gegen neues Universitätsgesetz (tirol.ORF.at) sowie in Demonstration gegen neues Uni-Gesetz (salzburg.ORF.at).

DEMONSTRATION „AKTIONSTAG #BILDUNGBRENNT“
APA/Ingrid Kornberger

ÖH-Chefin distanziert sich von Demos

Die Vorsitzende der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH), Sabine Hanger, distanzierte sich unterdessen von den Protesten am Dienstag: Mitten im Lockdown sollten Studierende Vorbilder sein, so die Vertreterin der ÖVP-nahen AktionsGemeinschaft. „Stattdessen wird durch diesen Aktionstag das Vorurteil verstärkt, wir Studierende seien ‚verantwortungslose Superspreader‘“. Lokale Hochschülerschaften unterstützten indes den Protest.