Medizinische Spülung
Klinikum Graz/Jürgen Fechter
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Gesundheit

Behandlung mit Spinraza gerichtlich erkämpft

Nach jahrelangem Gerichtsstreit mit der KAGes werden in der Steiermark erstmals zwei Jugendliche mit spinaler Muskelatrophie mit dem teuren Medikament Spinraza behandelt, ohne dafür die Kosten tragen zu müssen.

Das Medikament Spinraza wurde 2017 in Österreich zugelassen und in der Steiermark bisher nur Säuglingen verabreicht, in anderen Bundesländern auch Erwachsenen. Der Grund: Der Einsatz des Medikaments bei spinaler Muskelatrophie ist bei Babys und Kleinkindern medizinisch anerkannt, bei Erwachsenen ist die Verwendung des sehr teuren Wirkstoffs nach Meinung mancher Ärzte nicht immer zielführend, so dass die Betroffenen die Kosten im Falle einer Behandlung selbst tragen müssen – mehr dazu auch in Muskelschwund: Petition für Therapie gestartet (17.7.2020).

Spritzen bisher privat finanziert

Für zwei junge Patienten – einen 15-Jährigen Burschen und ein 14-Jähriges Mädchen – wurde die kostenlose Behandlung mit Spinraza nun gerichtlich erkämpft. Die Grazer Anwältin Karin Prutsch setzte sich dafür jahrelang mit der steirischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) auseinander. Eine außergerichtliche Einigung im Fall des 15-Jährigen wurde seitens der KAGes abgelehnt, da man den Präzedenzfall befürchtete, „dass Ärzte oder öffentliche Spitalsträger per Gerichtsbescheid Wunschbehandlungen jeglicher Art durchführen müssen“, hieß es seitens der KAGes. Der Streit dauerte Jahre, in der Zwischenzeit wurden die insgesamt acht Spritzen zu je 77.000 Euro, die der 15-Jährige bekommen hatte, privat über Spenden finanziert.

Behandlung per einstweiliger Verfügung

Um eine sofortige Behandlung zu erreichen, brachte die Anwältin eine einstweilige Verfügung ein. „Es ist das erste Mal, dass in Österreich ein Krankenhaus gezwungen wird, eine Behandlung durchzuführen“, betonte die Anwältin. Nach der Entscheidung des Gerichts Ende vergangenen Jahres wird die Behandlung im Spital nun kostenlos durchgeführt, und zwar nicht nur für den 15-Jährigen, sondern auch ein 14-jähriges Mädchen, für das Prutsch ebenfalls eine Behandlung vor Gericht erkämpft hat – ihre erste Spinraza-Spritze bekommt die 14-Jährige am Donnerstag.