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Coronavirus

Schulen: Ruf nach Öffnung und klarer Lösung

Der möglicherweise verlängerte Lockdown für Schulen lässt die Wogen hoch gehen – in der Politik, aber auch unter Elternvertretern: Sie fordern eine Öffnung der Schulen und vor allem klare Lösungen.

Medienberichte, wonach die Schulen bis nach den Semesterferien geschlossen bleiben dürften, blieben bislang unbestätigt, bis spätestens Donnerstag will die Regierung aber ihre Entscheidung bekannt geben – mehr dazu in Schulen könnten länger zu bleiben (news.ORF.at).

Bogner-Strauß: „Entscheidung zu akzeptieren“

Grund für die Überlegungen in diese Richtung dürfte die Furcht vor einem erneuten explosionsartigem Anstieg der Infektionszahlen aufgrund der britischen Virusvariante sein. Gesundheits- und Bildungslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) hätte daher Verständnis für eine Verlängerung des Distance-Learnings und verweist auf die weiterhin recht hohen Infektionszahlen: „Wenn ich mir die Zahlen anschaue, stehen wir seit Wochen bei 150, 160, und es geht eher hinauf, und deswegen sage ich: Man muss alle Lösungswege in Betracht ziehen, um die Infektionszahlen runter zu bekommen.“ Wenn der Lösungweg eben der sei, die Schulen geschlossen zu halten, sei „die Entscheidung zu akzeptieren“, so Bogner-Strauß.

Schüler bereits „Anschluss verloren“

Ganz anders sehen das die steirischen Freiheitlichen: Sie fordern eine rasche Öffnung der Schulen. Viele Schüler hätten den Anschluss bereits verloren, sagt FPÖ-Bildungssprecher Stefan Hermann, eine ganze Generation stehe auf dem Spiel. Rasche Klarheit will auch der Grazer SPÖ-Vorsitzende Michael Ehmann haben – die Situation sei für Schüler, Eltern und Lehrer unzumutbar, sagt er.

Bauliche Maßnahmen statt Schulsperren

Auf eine Lösung, die trotz Pandemie einen Präsenzunterricht zulässt, drängen indessen die Schülervertreter, zumal sich die Oberstufenschüler allein im Wintersemester schon seit Monaten im Lockdown befinden würden. In diese Richtung stößt auch Michaela Hiden vom Landesverband der Elternvereinigungen an mittleren und höheren Schulen der Steiermark: „Man könnte bauliche Maßnahmen vornehmen, wie Plexiglaswände oder ähnliches, und die Klassen ausdünnen. Es sind viele Hotels und andere Betriebe momentan leer, wo durchaus Klassen untergebracht werden könnten. Regelmäßiges Testen ist sicher eine Herangehensweise, die da auch unterstützten würde.“

Michaela Hiden zur Diskussion über Schulschließung

Michaela Hiden, Präsidentin des Landeselternverbandes, spricht im Interview über eine mögliche Verlängerung der Schulschließungen.

Dass ausgerechnet die Schulen nun länger geschlossen bleiben könnten, ist für Hiden nicht nachvollziehbar, zumal in anderen Bereichen aus ihrer Sicht alles dafür getan werde, um möglichst frühe Öffnungszeiten zu erreichen. Entsprechendes Engagement würde sie sich auch im Bildungsbereich wünschen: „Dieses ständige Aufsperren und Zusperren ist für die Schülerinnen und Schüler einfach zu viel, und vor allem in den Oberstufen ist die Belastungsgrenze durch das digitale Lernen definitiv erreicht“ – mehr dazu in Oberstufenschüler leiden im Dauerlockdown.

Kinder als Infektionsquelle weniger relevant

Ob die Verlängerung des Lockdowns in den Schulen auch tatsächlich zielführend wäre, wagen selbst Mediziner zu bezweifeln, denn die Theorie, wonach Kinder und Jugendliche von der britischen Virusvariante vermehrt betroffen seien, sei bislang nicht belegt, sagt etwa Volker Strenger, Mediziner an der Grazer Kinderklinik, der auch die Arbeitsgruppe Infektiologie der Österreichischen Gesellschaft für Kinder und Jugendheilkunde leitet: „Inzwischen gibt es Daten der britischen Gesundheitsbehörden, die eindeutig zeigen, dass die Altersverteilung sowohl bei der neuen, als auch bei der alten Variante gleich ist. Das heißt, es stimmt nicht, dass bei der neuen Variante mehr Kinder betroffen wären als bei der alten Variante.“

Als Infektionsquelle seien Kinder jedenfalls weniger relevant, da sie seltener Symptome zeigen, und aktuelle Studien würden – entgegen früherer Annahmen – belegen, dass asymptomatische Personen das Virus deutlich seltener weitergeben, erklärt Volker Strenger.

„Eher Skilifte als Schulen zusperren“

Geht man allerdings davon aus, dass sich die neue Virus-Mutation schneller verbreitet, sei es für Strenger nachvollziehbar, dass die Maßnahmen verstärkt werden – dann müsse das aber in allen Bereichen passieren: „Wenn man sagt, man muss Maßnahmen setzen, weil man eine Zunahme der Infektionsfälle erwartet, kann die Schule eine Maßnahme sein – eine von vielen –, aber es kann nicht aufgrund der Altersstruktur sein. Es wäre völlig unlogisch, wenn man Gastronomie und Handel aufsperrt und die Schulen zulässt. Da müsste man vielleicht eher die Skilifte zusperren, bevor man die Schulen zusperrt“, so der Infektiologe.

Wann die Schulen wieder Präsenzunterricht anbieten, ist derzeit also völlig unklar; fest steht aber, dass sie ab 18. Jänner Covid-19-Selbsttests erhalten. Diese sollen in der Anwendung wesentlich einfacher sein, aber möglicherweise nicht so genaue Ergebnisse bringen – mehr dazu in Schnelltest für Schulen: Einfacher, aber ungenauer.