Coronavirus-Testampullen
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Coronavirus

Britische Mutation: Erste Verdachtsfälle

Donnerstagabend sind erste Verdachtsfälle der britischen CoV-Mutation in der Steiermark gemeldet worden. Das Probenmaterial befindet sich derzeit zur finalen Analyse bei der AGES. Die Mutation ist wesentlich ansteckender als das bisherige Virus.

Die Verdachtsfälle auf die britische Mutation B.1.1.7 des Coronavirus häufen sich in Österreich. Neben den bereits bekannten Fällen in Tirol, Wien und dem Burgenland haben am Donnerstag auch Vorarlberg, Oberösterreich, Niederösterreich und auch die Steiermark mögliche Mutationen gemeldet – mehr dazu in Verdachtsfälle häufen sich (news.ORF.at).

Zwölf mögliche Fälle im Ausseerland

„Neben den bereits bekannten Verdachtsfällen in Tirol, Wien, Niederösterreich und dem Burgenland gibt es in der Steiermark die ersten Verdachtsfälle auf die britische Coronavirus-Mutation B.1.1.7. Das Probenmaterial befindet sich derzeit zur finalen Analyse bei der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Nähere Details werden bekanntgegeben“, hieß es am Donnerstagabend in einer Aussendung des Landes. Bei zwölf Personen in zwei Familienclustern in Bad Aussee und Tauplitz ist davon auszugehen, dass es sich um die neue, wesentlich ansteckendere britische Variante handelt – wie der Virus ins Ausseerland kam, ist ungewiss.

Vander: „Es war anzunehmen“

In einem „Steiermark heute“-Studiogespräch versuchte der Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene, Klaus Vander, Donnerstagabend zu beruhigen: Man habe es aktiv in der Hand, eine weitere Verschlimmerung, eine weitere Zunahme der Infektionszahlen zu unterbinden.

„Es war anzunehmen, dass sich diese Mutation auch in Österreich stark ausbreiten wird. Letzten Endes muss ich hier ein bisschen zu beruhigen versuchen, denn alle Maßnahmen, die wir ja eigentlich schon kennen, in denen wir eigentlich schon geübt sein sollten, dienen einzig und allein der Unterbindung der Übertragungswege – und das funktioniert unabhängig egal, ob es sich um eine Virusmutation handelt oder nicht“, so Vander.

Studiogespräch mit Virologe Klaus Vander

Virologe Klaus Lander, Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene, spricht über das „Reintesten“ und über eine mögliche Verlängerung des Lockdowns.

Ansteckungsgefahr deutlich höher

Der Infektiologe Bernhard Haas warnt vor allem von der höheren Ansteckungsgefahr der neuen Virusvariante: „Wenn bei den derzeitigen Maßnahmen von zehn Infizierten nur acht angesteckt werden, würde es bei der neuen Virusvariante ergeben, dass zehn Infizierte bei Einhaltung der gleichen Maßnahmen zwölf bis 13 Personen anstecken – das heißt, die insgesamte Zahl der Infizierten würde wieder stark ansteigen.“

Man müsse nun schnellstmöglich herausfinden, wie sehr die neue Virusvariante in Österreich vertreten ist, um weitere Schritte sinnvoll setzen zu können, denn mathematische Modelle würden zeigen, je schneller sich das Virus verbreitet, desto stärker müsse man gegensteuern.

Rolle der Schulen neu bewerten

Neu bewerten müsse man auch die Rolle der Schulen am Infektionsgeschehen, so Haas: „Ich glaube, dass man in Zukunft die Schule als ein eigenes Feld der Infektionsweitergabe betrachten muss, bis zu einer gewissen Zeit wurde das ausgeklammert, und man sagte, hier finden kaum Übertragungen, kaum Infektionen statt. Nun weiß man, nicht zuletzt auch aus der englischen React-Studie, dass unter Kindern und Jugendlichen die Infektion stattfindet und auch weitergegeben wird, natürlich auch an die Eltern und an die versorgenden Personen, die sie umgeben.“ Hier gehe es darum, nicht nur Schwarz-Weiß zu sehen und Schulen entweder zu oder offen zu halten, sondern gangbare Modell zu entwickeln, so Haas.

Infektionszahlen so niedrig wie möglich halten

Auf jeden Fall müsse man besonders darauf achten, dass die Infektionszahlen nicht steigen, damit die Spitäler funktionieren, aber auch damit die Impfungen schnellstmöglich durchgeführt werden können: „Die Zahlen der Neuinfizierten dürfen nicht allzu sehr steigen in nächster Zeit, damit die Infrastruktur erhalten bleibt, und damit auch das Ausrollen der Impfungen nicht gefährdet erscheint“, so der Infektiologe.