Coronavirus-Impfdosen
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Coronavirus

Weiterer steirischer Bürgermeister geimpft

Nach zwei steirischen ÖVP-Bürgermeistern ist am Donnerstag bekanntgeworden, dass sich auch der SPÖ-Bürgermeister von Bruck an der Mur, Peter Koch, schon eine Coronavirus-Schutzimpfung verabreichen hat lassen, wie er in einer Stellungnahme bestätigte.

Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) zeigte sich verärgert: „Ich habe kein Verständnis dafür, dass sich Politiker vorzeitig impfen lassen.“ Lang meinte weiter: „Sie sollen dann an die Reihe kommen, wenn es der Impfplan vorsieht und wenn der Impfstoff dafür vorhanden ist. Politiker, die es nicht erwarten konnten, sind für ihr Handeln selbst verantwortlich und haben das auch vor ihren Wählern zu verantworten.“

Koch selbst erklärte, er sei nicht nur Bürgermeister, sondern auch ehrenamtlicher Obmann des Sozialhilfeverbands Bruck-Mürzzuschlag und habe am 13. Jänner an einer Impfaktion in einem Pflegeheim teilgenommen. Bereits am Mittwoch sorgten zwei Fälle „Impfvordrängler“ für Aufregung – mehr dazu in „Impfvordrängler“ nun auch in der Steiermark (20.1.2021).

„Ich bin kein Drängler“

Warum er das getan habe, begründete Koch damit, dass er als Obmann „so rasch als möglich wieder persönlich anwesend sein“ will, ohne Bewohner und Mitarbeiter zu gefährden. „Ich will und muss mit Mitarbeiterinnen, Leitungen und Personalvertretung auch über die derzeitige Krise reden, Maßnahmen planen, manchmal einfach ‚zuhören‘. Ich glaube, man braucht den ‚Chef‘ auch vor Ort. Das ist ein Grund.“

In einigen Häusern sei die Impfbereitschaft der Belegschaft deutlich unter 50 Prozent. Hier wolle er seine Vorbildfunktion wahrnehmen und deshalb habe er sich gemeinsam mit Mitarbeitern öffentlich impfen lassen – „nicht im Hinterzimmerl“. „Ich bin kein Drängler und habe die Impfung niemandem weggenommen. Die Impfaktion von Bewohnern und Mitarbeitern war abgeschlossen“, beteuerte er.

Aus heutiger Sicht würde er es nicht wieder tun, „weil ich das bestehende Vorurteil gegenüber Politikern nicht nähren will. Aus damaliger Sicht war es für mich richtig, dass sich auch Politiker in ihrer Vorbildfunktion impfen lassen. Das wurde auch breit diskutiert.“ Aus damaliger Sicht würde er es daher wieder tun.

NEOS kritisiert Verhalten

NEOS zeigte sich verwundert über sein Statement: „Koch ist Obmann im Verein und nicht Geschäftsführer, er hat keine unaufschiebbaren Aufgaben im Heim, die ein vorschummeln erklären würden“, meinte Gemeinderat Sebastian Wintschnig, der von Bürgermeister „persönlich enttäuscht“ sei.

NEOS-Klubobmann Niko Swatek sagte: „Der Impfstoff ist knapp. Das Vordrängen muss endlich ein Ende finden. Es darf nicht sein, dass sich Ortskaiser die Corona-Impfung erschleichen, aber Risikopatienten vergeblich auf ihre Impfung warten. Die Landesregierung muss dafür sorgen, dass wirklich jene Personen eine Impfung bekommen, die sie dringend benötigen, und nicht jene, die sich selbst wichtiger nehmen als andere. Wenn es hier keine klare und transparente Kommunikation sowie Kontrolle der Impfstrategie gegeben hat, dann ist das ein Versagen der steirischen Impfstrategie auf ganzer Linie.“

CoV-Schutzimpfung

Wie viele Personen wurden bereits geimpft? Die aktuellen Zahlen für jedes Bundeland lassen sich hier abrufen.

FPÖ ortet „massiven Machtmissbrauch“

Der Mürzzuschlager FPÖ-Vizebürgermeister Arnd Meißl, Mitglied der Verbandsversammlung des SHV Bruck-Mürzzuschlag, ortet einen „massiven Machtmissbrauch“ und kündigte die Prüfung rechtlicher Schritte an: „Inwiefern Koch seine Funktion als Obmann des Sozialhilfeverbands missbraucht hat, um an die Impfung zu gelangen, wird rechtlich zu klären sein. Moralisch ist das Verhalten des SPÖ-Mannes jedenfalls letztklassig.“ Die Argumentation, er wolle schnellstmöglich wieder vor Ort in den Heimen anwesend sein, sei eine „dreiste Ausrede“, so Meißl, der einen Rücktritt von Koch als Obmann forderte.

Grüne sprechen von „schwerem Schaden für Vertrauen “

Die Grünen meinen, dass ÖVP- und SPÖ-Bürgermeister dem „Vertrauen in die Politik schweren Schaden zufügen“ würden. „Werden nun täglich weitere ÖVP- oder SPÖ-Bürgermeister bekannt, die sich schon impfen haben lassen, während viele andere, die die Impfung am dringendsten brauchen, noch nicht dran waren?“, fragte Landtagsklubobfrau Sandra Krautwaschl in Richtung Landesregierung. Diese sei dafür verantwortlich, dass die Impfungen gerecht und nach der vom Gesundheitsministerium vorgegebenen Priorisierungsliste unter die Bevölkerung gebracht werden.