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Steiermark impft

Weiter Wirbel um Impf-Vorreihung

In der Steiermark werden mit jedem Tag weitere Bürgermeister bekannt, die sich bereits gegen das Coronavirus impfen haben lassen. Der Geschäftsführer des Soziallhilfeverbands Liezen ortet im Bezug darauf eine „gefährliche Neiddebatte“.

Am Freitag bestätigte Stephan Oswald (ÖVP), Bürgermeister von St. Stefan ob Stainz: „Ich bin Obmann des Pflegeheims Perisutti in Eibiswald und wurde von der Heimleitung angerufen und gefragt, ob ich mich impfen lassen will.“ Oswald meinte, dass er sich die Impfung „nach dem ganzen Wirbel“ nicht mehr so früh abholen würde – er dachte, dass er mit gutem Beispiel vorangehen könne und da er sowieso regelmäßig im Heim zu tun habe, war es vorige Woche für ihn in Ordnung.

Medien berichteten, dass sich offenbar auch Andreas Staude (SPÖ), Bürgermeister in St. Oswald/Plankenwarth, haben impfen lassen – bestätigt ist das allerdings noch nicht. Auch Matthias Pokorn (ÖVP), Vizebürgermeister von Premstätten, wurde bereits geimpft – er ist allerdings Arzt in einem Krankenhaus und wurde dort gemäß Impfstrategie immunisiert.

Schon im Laufe der Woche war von anderen steirischen Bürgermeister bekannt geworden, dass sie sich schon eine Impfung verabreichen haben lassen: die Bürgermeister von Stubenberg am See und Gamlitz, Alexander Allmer und Karl Wratschko (beide ÖVP), sowie der Bürgermeister von Bruck an der Mur, Peter Koch (SPÖ) – mehr dazu in „Impfvordrängler“ nun auch in der Steiermark und in Weiterer steirischer Bürgermeister geimpft.

Die betroffenen Bürgermeister verteidigten sich zumeist mit dem Argument, dass sie viel Kontakt mit örtlichen Altersheimen hätten und sich daher schützen müssten. Auf der Homepage des Sozial- und Gesundheitsministerium heißt es wörtlich über die erste Impfphase und die zu Impfenden in Pflegeheimen: „Alle Bewohnerinnen und Bewohner und das gesamte Personal, Pflege und Betreuung, Küche, Reinigung, andere Hilfsdienste etc. sowie alle regelmäßig in Altenheimen und Pflegeheimen tätigen Personen können und sollen geimpft werden.“

„Eine Debatte, die das Land spaltet“

Der Sprecher der 25 steirischen Gemeindeheime, Jakob Kabas, sieht die Kritik gegenüber den Politikern kritisch und ortet eine gefährliche Neiddebatte: „Wir haben hier eine Debatte, die das Land weiter spaltet, wie auch andere Fragen das Land in dieser Pandemie schon bedenklich gespalten haben.“

CoV-Schutzimpfung

Wie viele Personen wurden bereits geimpft? Die aktuellen Zahlen für jedes Bundeland lassen sich hier abrufen.

Kabas selbst habe bereits die erste Impfdosis verabreicht bekommen: Als Geschäftsführer des Sozialhilfeverbands Liezen – und damit Chef von sieben Heimen – müsse er ständig mit den Mitarbeitern in Kontakt stehen. In Bezug auf die bereits geimpften Bürgermeister argumentiert Kabas, dass viele im Vorstand oder Eigentümervertreter von Heimen seien und sie daher eine Vorbildfunktion hätten: „Dieser Spagat zwischen Vorbildfunktion und schwarzes Schaf ist ja auch wieder ein weiteres Indiz dieser Bruchlinie, die sich für mich durch die Gesellschaft zieht.“

Koren: Heime halten sich an Impfstrategie

Auch der steirische Impfkoordinator, Michael Koren übt Kritik an der „Impfvordrängler“-Debatte: „Die Überschrift, dass irgendwo ein Impftröpfchen verschmissen wurde oder im Müllkübel gelandet ist, weil sich keiner gefunden hat, der sich impfen lässt, wäre noch skandalöser als wenn sich ein Bürgermeister gemeldet hat, der ohnehin in drei Wochen drangekommen wäre.“ Ihm zufolge würden sich die die Heime bei der Aufteilung sehr wohl an den Vorgaben und der Impfstrategie orientieren. Am wichtigsten sei es gewesen, „nichts zu verschwenden“.

Erste Länder kontrollieren

Wegen der zahlreichen vorgezogenen CoV-Impfungen von Kommunalpolitikern kündigten mittlerweile erste Bundesländer Kontrollen an: Das Land Oberösterreich etwa forderte die Bezirksverwaltungsbehörden schriftlich dazu auf, das Einhalten der Reihung in den Heimen stichprobenartig zu kontrollieren – mehr dazu in „Impfvordrängler“: Erste Länder kontrollieren (news.ORF.at).

Weiterer Impfplan konkretisiert

Am Freitag konkretisierte unterdessen das Land Steiermark seine weitere Vorgangsweise bei der CoV-Schutzimpfung: Nach dem Start der Anmeldungen für Über-80-Jährige am Montag wird ab dem 1. Februar die gesamte steirische Bevölkerung die Möglichkeit haben, sich zu registrieren – mehr dazu in Ab 1. Februar können sich alle anmelden.