Hand an einem Telefonkabel – Seelsorge, Einsamkeit, Pensionistin
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Chronik

Falsche Polizisten – ein Opfer erzählt

Am 19. Jänner wurde eine 85-jährige Grazerin von Betrügern überlistet, die vorgaben, Polizisten zu sein. Die Frau händigte den Männern Goldmünzen im Wert von rund 20.000 Euro aus. Jetzt erzählt sie von dem Vorfall, um mögliche künftige Opfer zu warnen.

Die Grazer Pensionistin schildert gegenüber dem ORF Steiermark, wie der Betrug abgelaufen ist – sie möchte dabei unerkannt bleiben. Bei Einbruch der Dämmerung bekommt die Frau am 19. Jänner einen Anruf. Der unbekannte Anrufer gibt sich als Polizist aus. Er erzählt, dass sie überfallen werden soll.

In ein freundliches Gespräch verwickelt

Zu ihrem Schutz kündigt der Mann an, Kollegen in Zivil vorbeizuschicken, die kurz darauf an der Tür der Grazerin läuten. Die 85-Jährige wird in ein freundliches Gespräch verwickelt – dabei wird sie gebeten, den Telefonhörer nicht aufzulegen, damit der Kontakt zum Anrufer aufrecht bleibt.

Opfer eines Betruges
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Die Grazerin öffnete den Betrügern die Tür und übergab ihnen schließlich ihre Münzsammlung.

„Ich saß neben dem Telefon und der Telefonhörer lag neben mir. Der Mann hat dann immer wieder den Telefonhörer genommen und gesagt ‚Herr Inspektor, ist das so richtig, dass wir das so machen. Sie hören ja eh mit‘ und ich war so überzeugt, dass es wirklich von der Polizei ist“, schildert die Frau.

Vermeintlicher Polizist will Münzen „verwahren“

Mehr als eine halbe Stunde lang reden der Mann in der Wohnung und der Mann am Telefon auf die 85-Jährige ein – bis sie schließlich im Gespräch eine Münzsammlung erwähnt. Daraufhin habe der vermeintliche Polizist in der Wohnung gesagt: „Ich würde es gerne mitnehmen und Ihnen morgen wieder bringen. Weil wenn Sie wirklich heute überfallen werden. Wir können nicht die ganze Nacht bleiben, nur ein oder zwei Stunden. Ich verwahre es und bringe es Ihnen morgen oder übermorgen wieder zurück.“

Der betrogenen Grazerin ist es ein Anliegen, andere vor einem ähnlichen Schicksal zu warnen. Sie habe durch den Betrug rund 20.000 Euro verloren: „Für mich als Mindestpensionistin war das meine Reserve.“

Rund 100 Fälle in nur einer Woche

Die steirische Polizei hat allein in den vergangenen sechs Tagen rund 100 solcher Betrugsversuche verzeichnet. Zwei waren bisher erfolgreich. Vor allem in Graz schlagen die Trickbetrüger zu. Die Opfer sind meist ältere Damen. Polizeisprecher Fritz Grundnig erklärt: „Man muss sagen, dass die Kriminalpolizei niemals solche Anrufe durchführt oder Wertgegenstände oder Geld in Empfang nimmt, um sie sicherzustellen.“

Sollte man von einer unterdrückten Nummer angerufen werden und sich ein Polizist mit hochdeutschem Akzent melden, ist besondere Vorsicht geboten. „Wir raten, sich auf keine Diskussionen und Gespräche einzulassen – sofort aufzulegen und über den Polizeinotruf Anzeige zu erstatten“, sagt Grundnig.