Schülerin lernt mit technischen Hilfsmitteln wie Smartphone oder Laptop daheim
APA/Erwin Scheriau
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Coronavirus

Essstörungen bei Kindern häufen sich

Die Coronavirus-Pandemie setzt auch Kindern psychisch zu: Therapeuten bemerken, dass depressive Verstimmungen und Essstörungen bei Kindern im vergangenen Jahr häufiger vorkamen als üblich.

Das soziale Leben und Begegnungen finden für Kinder und Jugendliche weitgehend in der Schule und in Vereinen statt – seit fast einem Jahr gibt es aber kaum einen regelmäßigen Schulalltag: Entweder wurde und wird zu Hause via Distance Learning gelernt oder im Schichtbetrieb am Unterricht in den Schulen teilgenommen.

Perspektivenlosigkeit für Kinder

Bei immer mehr Kindern und Jugendlichen machen sich Antriebslosigkeit und eine Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus breit. Problematisch sei laut Psychotherapeut Lukas Wagner auch, dass Kinder nicht wissen, wie es weitergeht: „Es fühlt sich für die Kinder so an, als wäre das schon ganz lang so, was ja stimmt. Dadurch herrscht eine Perspektivenlosigkeit.“

„Sie wissen nicht, gehe ich morgen zur Schule, in einer Woche, in drei Monaten oder gehe ich in die Schule und morgen sperrt die aber wieder zu“, schildert der Psychotherapeut die Gedanken der Jugendlichen und Kinder. Diese Verunsicherungen, der Rückzug aus dem sozialen Leben, gepaart mit weiteren persönlichen Problemen können bei Jugendlichen Essstörungen auslösen. Hauptsächlich betroffen seien Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren – mehr dazu in Immer mehr Kinder leiden unter Lockdowns (wien.ORF.at).

Essstörungen derzeit häufig spät erkannt

Man bemerke auf der Grazer Kinderklinik eine Verdoppelung der stationären Patienten mit Essstörungen, sagt der Leiter der Ambulanz für Psychosomatik, Wolfgang Kaschnitz: Viele kämen seit der Coronavirus-Krise auch erst relativ spät, also wenn die Krankheit schon fortgeschritten ist.

Kaschnitz sieht das Fehlen der Schule als eine der Ursachen: „Viele Pädagogen haben hier früher erstmals diese Symptomatik bemerkt. Eltern bemerken oder nehmen diese im wahrsten Sinne des Wortes oft sichtbaren Veränderungen bei ihren Kindern nicht so wahr, wie das zum Beispiel im Turnunterricht oft stattfindet.“

Die Experten raten, Kinder gut zu beobachten – etwa ihren Kleidungsstil oder ihr Essverhalten; außerdem sollte man Kindern Zeit zum Reden geben und ihnen Aufmerksamkeit schenken. Im Lockdown sollten auch eine Tagesstruktur und ein Rhythmus geboten werden.