Ein Schwamm liegt bei einer Schultafel
APA/Hans Punz
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Bildung

Überkonfessioneller Unterricht im Test

Die Uni Graz erprobt christlich-islamisches Team-Teaching an Schulen. Ob und wie es den wertschätzenden Umgang zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Konfessionen unterstützen kann, erforscht Wolfgang Weirer.

Im Schulalltag treffen sehr oft Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen aufeinander – der Religionsunterricht wird manchmal als trennendes Element in der Schulgemeinschaft erlebt.

Offene Gespräche

Schulen sind wichtige Begegnungsorte von Kindern, Jugendlichen unterschiedlicher religiöser Prägung. Der Grazer Religionspädagoge Wolfgang Weirer vom Institut für Katechetik und Religionspädagogik sieht im Religionsunterricht einen wichtigen Stützpfeiler für das gelingende Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Religionen.

Es gehe darum, miteinander ins Gespräch zu kommen, offen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu sprechen und Raum für eine wertschätzende, kritische und konstruktive Bearbeitung zu geben, so Weirer: „Unsere Idee ist, dass muslimische und katholische Kinder für einige Schulstunden von ihren jeweiligen Religionslehrerinnen und -lehrern gemeinsam unterrichtet werden“, umreißt der Grazer Experte das Vorhaben eines christlich-islamischen Team-Unterrichts.

Kontakte zu interessierten Religionspädagogen

Dem Projekt kommt zugute, dass an der Uni Graz bereits ein Hochschullehrgang für islamische Religionslehrer in der Steiermark und in Kärnten mit dem Titel „Islamische Religionspädagogik im österreichischen Kontext“ stattgefunden hat. Im Herbst vergangenen Jahres erhielten die ersten 28 Absolventen aus der Steiermark und Kärnten ihre Zertifikate. „Der Aspekt des interreligiösen Lernen hat dabei eine Rolle gespielt, und wir haben in diesem Rahmen auch schon unser Projektvorhaben vorgestellt, so dass wir jetzt bereits entsprechende Kontakte zu interessierten Religionspädagogen haben“, berichtet Weirer.

Im geschützten Umfeld

„Wichtig wird es sein, dass die Lehrpersonen offen aufeinander zugehen und einen respektvollen Umgang mit der jeweils anderen Religion pflegen können“, hält Weirer fest. „Die Pädagoginnen und Pädagogen vertreten in diesem Setting ja nicht nur ihren jeweiligen Glauben, sondern seien auch ‚Role models‘ hinsichtlich der Kommunikation zwischen den Religionen“, führt er weiter aus. Schüler sollen sehen, dass man über religiöse Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf einer achtsamen und respektvollen Ebene miteinander gut reden kann; auch könne man in einem geschützten Umfeld besser von individuellen religiösen Erfahrungen erzählen können. Aus der Sicht des Grazer Theologen würde das auch dem Unterricht in anderen Gegenständen dienen, denn Vorurteile gegenüber anderen Kulturen und Konfessionen würden oftmals ein konstruktives Arbeiten erschweren.

Auf Grundlage der Erfahrungen und Ergebnisse des Projekts sollen unter anderem Lehr- und Lerntheorien entwickelt werden, die in die Ausbildung künftiger Religionspädagogen einfließen sollen. Das Team der Universität Graz untersucht zugleich auch weitere Aspekte interreligiöser Bildung, etwa die rechtlichen Möglichkeiten glaubensübergreifender Kooperationen in Schulen, Kompetenzen und Einstellungen von Fachlehrkräften sowie Lernvoraussetzungen von Schülern für die Begegnung mit Menschen anderer Konfessionen.

Zunächst auf drei Jahre angelegt

Ermöglicht wird der Test durch ein vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) finanziertes Projekt – der FWF fördert das Projekt der Erprobung eines über die Grenzen von Religionsgemeinschaften hinweg konzipierten Unterrichts in den kommenden drei Jahren mit rund 400.000 Euro. Kontakte zu Schulen in der Steiermark und Kärnten würden bereits bestehen, so Weirer.

Kritik von der FPÖ

Kritisch steht die steirische FPÖ dem Vorhaben gegenüber: „Wir brauchen hier keine weitere Ausbreitung muslimischer Religionsansichten, sondern vielmehr eine strikte und konsequente Kontrolle des stattfindenden Unterrichts“, kommentierte FPÖ-Bildungssprecher Stefan Hermann per Aussendung. Er verwies auf drei steirische Islamlehrer, die jüngst aufgrund fundamentalistischer Ansichten suspendiert worden seien.