Logo von UNESCO – United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation mit dem Hauptquartier in Paris. (12.10.2017)
JACQUES DEMARTHON / AFP / picturedesk.com
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Kultur

Neues Zentrum für Menschenrechte in Graz

Die Stadt Graz hat vor 20 Jahren beschlossen, den Weg als Europas erste „Menschenrechtsstadt“ nach den Grundsätzen der UNESCO zu gehen. Am Dienstag wird nun auch offiziell ein UNESCO-Zentrum eröffnet.

Als Menschenrechtsstadt hat Graz eine europäische Vorreiterrolle eingenommen – mittlerweile haben sich auch weitere österreichische Städte wie Wien und Salzburg als Menschenrechtsstädte positioniert. Neben Buenos Aires ist die steirische Landeshauptstadt jedoch noch immer die zweite Stadt weltweit, die auch zum Standort für ein UNESCO-Zentrum für die Förderung von Menschenrechten auf lokaler und regionaler Ebene wurde: Ein entsprechendes Abkommen wurde im Sommer 2020 zwischen Österreich und der UNESCO beschlossen.

1,5 Mio. Euro für Förderung der Menschenrechte

Institutionell und inhaltlich soll das Zentrum auf der Erfahrung und Praxis des seit 1999 bestehenden Europäischen Trainings- und Forschungszentrums für Menschenrechte und Demokratie (ETC) in Graz aufbauen. Das Abkommen sieht vor, dass Österreich Mittel in Höhe von 1,5 Mio. Euro für die Durchführung seines Arbeitsprogramms zur Verfügung stellt. Träger des Zentrums ist die Stadt Graz gemeinsam mit dem Land Steiermark, dem Bund und der UNESCO. Das UNESCO-Zentrum für die Förderung von Menschenrechten auf lokaler und regionaler Ebene wird unter der Schirmherrschaft der UN-Organisation eröffnet.

Fokus auf Menschenrechte für mehr Inklusion

Bei seiner Arbeit wird es von der bisherigen Erfahrung des ETC Graz profitieren – dessen Leiter Klaus Starl ist zugleich auch der Direktor des neuen UNESCO-Zentrums. Starl betonte am Montag in einer Mitteilung, dass die Vereinten Nationen vor allem die Städte der Welt aufgerufen haben, sich „verstärkt den Menschenrechten zu widmen, um widerstandsfähige und inklusive Gesellschaften zu fördern“. Die Erfahrungen der Menschenrechtsstadt Graz sollen für Partnerinstitutionen und Städte über die Entwicklung von Trainingsprogrammen oder praktischen „Toolkits“ für angewandte städtische Menschenrechtspolitik nutzbar gemacht werden.

„Wir ermöglichen zum Beispiel politisch Verfolgten, bei uns als Gastprofessorinnen und -professoren zu lehren“, ergänzte Gerd Oberleitner, Inhaber des Grazer „UNESCO-Chair in Human Rights and Human Security“. Weltweit gibt es 830 Lehrstühle dieser Art in 116 Ländern; an der Uni Graz wurde der Chair 2016 eingerichtet und nun um weitere vier Jahre verlängert.

Hilfe vor Ort in Entwicklungsländern und Krisengebieten

Inhaltliche Schwerpunkte des neuen Grazer UNESCO-Zentrums sind insbesondere die regionale und lokale Menschenrechtsbildung. Regionale Schwerpunkte sind etwa die Bildung für Romakinder in Südosteuropa (Plovdiv) oder Menschenrechtstrainings für Städte in Afrika in Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Verwaltungsakademie. „Menschenrechtsstadt zu sein ist eine besondere Verpflichtung, nicht ‚nice to have‘, sondern eine ständige Aufgabe für Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Die Verwirklichung von Menschenrechten ist eine ständige Vorwärtsbewegung“, resümierte Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP).

Das Zentrum erfülle die politisch immer präsente Forderung nach Hilfe vor Ort, insbesondere in Krisengebieten, und sei damit auch eine präventive Maßnahme gegen den wachsenden Migrationsdruck, führte Nagl weiter aus. Er regte zugleich an, dass es künftig in jedem UN-Mitgliedsland zumindest eine Menschenrechtsstadt geben soll und Graz in den nächsten Jahren gerne zu einer internationalen Bürgermeister-Konferenz einladen werde.