Virologin Dorothee von Laer am Mikroskop im Labor
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Coronavirus

Rätselraten über Re-Infektionen

Die Frage der Immunität nach einer bereits durchgemachten Coronavirus- Infektion beschäftigt die Wissenschaft. Laut Virologen kommen Re-Infektionen zwar selten vor, sie sind aber möglich und geben noch immer Rätsel auf.

Das Bezirkspflegeheim Gleisdorf sorgte vor wenigen Tagen mit einem Coronavirus-Cluster für Schlagzeilen: 56 Bewohner und Mitarbeiter sind infiziert. Auffallend dabei: Laut Heimleitung waren zehn der jetzt positiv getesteten Bewohner schon einmal im November an Corona erkrankt – mehr dazu in Verdacht auf CoV-Mutation in Pflegeheim (8.2.2021). Das wirft die Frage auf, ob und wie lange man nach einer Coronavirus-Erkrankung immun ist.

Viele Faktoren, keine klare Antwort

Studien sprechen von einer Immunität von bis zu sechs Monaten, aber es kann auch weit weniger sein, denn das Immunsystem ist nicht bei jedem gleich. Der Virologe Klaus Vander vom Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie am LKH Graz sagt, eine klare Antwort darauf sei nicht möglich, weil es das Virus noch nicht lange gibt – die Erfahrungen bis jetzt zeigen, dass die Immunität von mehreren Faktoren abhänge.

„Der Schweregrad der Erkrankung beeinflusst ganz stark die Qualität, aber auch die Quantität der Immunitätsausbildung, aber natürlich – was man auch nicht übersehen darf – sind die persönlichen Faktoren wie zum Beispiel Lebensalter, Geschlecht und Grunderkrankungen. Das sind auch ganz wesentliche Faktoren, die eben beeinflussen, wie gut meine Immunität ausgebildet wird, wie lange sie anhält“, sagte Vander.

Re-Infektion dürfte milder verlaufen

Das bedeute generell aber nicht, dass ältere Personen eine schlechtere Immunität haben, betont der Mediziner. Erkranken Betroffene beim ersten Mal schwer, vermutet Vander, dass eine neuerliche Infektion milder ausfällt: „Wenn wir davon ausgehen, dass bei einer Ersterkrankung Antikörper gebildet wurden und insbesondere die Zelllinien auch eine gewisse Vorinformation haben, ist davon auszugehen, dass es bei einer Folgeerkrankung unter Umständen zu einem leichteren Verlauf kommen kann.“

Impfung könnte zwei Jahre schützen

Aber es müsse sich nicht um eine Re-Infektion handeln, es könne auch eine Re-Aktivierung sein, sagt Vander: „Sämtliche Viren können über einen längeren Zeitraum im Körper verbleiben, das ist wieder abhängig von der körpereigenen Immunität, und im Laufe von mehreren Wochen kann es bei einem Absinken der Immunität zu einem Wiederaufflammen einer bestehenden Infektion kommen.“ Das könne man nur feststellen, wenn man die Virusstämme analysiere, so der Mediziner.

Viele Fragen seien also noch offen, auch jene, wie lange die Impfung schützt: „Hier beruft man sich primär auf mathematische Modelle, und es stehen derzeit ungefähr zwei Jahre einer Schutzwirkung im Raum“, sagt Vander – wie effektiv die Impfung tatsächlich ist, wird aber erst die Praxis zeigen.