Knapp 20 Aktivisten sind es, die die sicherlich eisige Nacht in Zelten auf dem Grazer Freiheitsplatz verbringen wollen, um auf die Zustände in den Flüchtlingslagern Moria und Kara Tepe in Griechland sowie in Bosnien-Herzegowina aufmerksam zu machen. Sie und Unterstützer aus unterschiedlichsten Bereichen und haben am Samstag ihre Forderungen dargelegt. An erster Stelle: Die Bundesregierung möge grünes Licht geben und wenigstens 100 Familien aus den Flüchtlingslagern aufnehmen.
„Wichtig, Perspektiven zu geben“
„Es sind Menschen auf der Flucht an den Grenzen Europas angekommen, für die man sich einsetzen muss, weil sie unter menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen“, betont die Leiterin des Forum Stadtpark, Heidrun Primas – „und wir fordern die sofortige Evakuierung dieser Camps, die eigentlich den Namen ‚Camp‘ gar nicht verdienen“, so die ehemalige Grazer Vizebürgermeisterin Lisa Rücker.
Gerhard Zottmann, ein Unternehmer, der selbst Flüchtlinge beschäftigt, unterstreicht: „Ich meine, dass es wichtig ist, Perspektiven zu geben, nur so können sie auch wieder für Frieden und Menschlichkeit eintreten in Zukunft.“ In den 90er Jahren sei Graz einmal als die Flüchtlingsfreundlichste Stadt in Österreich ausgezeichnet worden, gibt der Menschenrechtsexperte Wolfgang Benedek zu bedenken – „und ich denke, dass wir an diese Tradition auch anknüpfen sollten.“
Protestcamp auch in Gleisdorf errichtet
Auch in Gleisdorf ist ein Protestcamp errichtet worden, auch dort versammelten sich am Nachmittag Aktivisten und Sympathisanten: „Wir organisieren alles, dass fünf Familien aus Kara Tepe hierherkommen können nach Gleisdorf und Weiz – innerhalb von zwei Tagen ist es gelungen, Wohnungen zu besorgen, wir würden auch alles übernehmen, die Verpflegung finanzieren“, so Fery Berger von der Weizer Pfingstvision.
Schokoladenerzeuger Josef Zotter war auch unter den Aktivisten und meint: „Es ist einfach unglaublich, dass es nicht selbstverständlich ist – das ist ein Appell an die Bundesregierung, endlich Menschlichkeit zu zeigen.“ Mehr als 1.000 Menschen hätten ihren Aufruf bereits unterschrieben, sagen die Initiatoren. Sie wollen weitertun, bis die Politik einlenkt.