Coronavirus
APA/AFP/Centers for Disease Control and Prevention/Alissa Eckedrt
APA/AFP/Centers for Disease Control and Prevention/Alissa Eckedrt
Coronavirus

Med-Uni: Erkrankung schützt vor Reinfektion

Die Med-Uni Graz hat erstmals eine Studie zum Wiedererkrankungsrisiko mit dem Coronavirus erstellt. Demnach bietet eine Erkrankung wohl einen 91-prozentigen Schutz vor einer Reinfektion.

Über 100 Millionen Menschen weltweit und über 400.000 Menschen in Österreich wurden bisher positiv auf das SARS-CoV-2 getestet. In den Präventionsmaßnahmen stellt sich die Frage, wie sehr eine bereits durchlittene Erkrankung vor einer Neuinfektion schützt – die Antwort kann erheblichen Einfluss auf Impfstrategien oder Modellrechnungen zur Virusverbreitung haben.

Erstmals mit nationalen Daten

Die Grazer Med-Uni untersuchte nun in einer Kooperation mit der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) und der Stanford University diese Frage erstmals im Rahmen einer Studie mit nationalen Infektionsdaten.

In der zweiten Infektionswelle von September bis November 2020 wurden Personen, die sich im Rahmen der ersten Infektionswelle (Februar bis April 2020) mit SARS-CoV-2 infiziert hatten, mit der übrigen österreichischen Allgemeinbevölkerung verglichen.

„Müssen sehr vorsichtig sein“

Nach einem Abstand von ungefähr sieben Monaten zur Erstinfektion zeigte sich folgendes: Personen mit einer bereits durchgemachten SARS-CoV-2 Infektion – verglichen mit einem Erstinfekt in der übrigen Allgemeinbevölkerung – wiesen ein um 91 Prozent niedrigeres Risiko für einen Reinfekt auf.

Die Ergebnisse wurden im „European Journal of Clinical Investigation“ publiziert, seien aber noch vorsichtig zu interpretieren: „Obwohl wir natürlich sehr vorsichtig mit Vergleichen zu Impfstoffstudien sein müssen, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass man nach einer SARS-CoV-2 Infektion einen ähnlich starken Schutz vor einer neuerlichen Infektion hat wie nach einer Impfung“, so die Schlussfolgerung von Stefan Pilz von der Med-Uni Graz; Pilz ist zusammen mit Ali Chakeri von der AGES der Erstautor der Fachpublikation.

Bei 40 Personen in der Studie wurden Reinfektionen mit SARS-CoV-2 nachgewiesen, wobei der einzige Todesfall keinen kausalen Zusammenhang mit der Wiederinfizierung zeigte. Obwohl PCR-Tests für die Diagnosesicherung eingesetzt wurden, weisen die Studienautoren darauf hin, dass die Ergebnisse aufgrund der nicht zu 100 Prozent spezifischen Tests sowie diverser Limitierungen der Datenmeldungen entsprechend vorsichtig zu interpretieren seien.

Aufbauende Immunität

Dennoch dürfte die Publikation von „entscheidender Bedeutung“ sein, da sie nicht nur auf Antikörperbestimmungen bei speziellen Studienpopulationen basiere, sondern erstmals das tatsächliche Reinfektionsrisiko in der gesamten Bevölkerung eines Landes inklusive aller Altersgruppen darstelle.

„Diese Daten zeigen eine sich aufbauende Immunität gegen SARS-CoV-2 in der österreichischen Bevölkerung, wobei wir aktuell noch nicht wissen, inwieweit diese Immunität auch auf diverse SARS-CoV-2-Virusmutationen umzulegen ist, oder wie lange und in welcher Stärke dieser Reinfektionsschutz über größere Zeiträume anhält“, betonte Franz Allerberger von der AGES.

Daten aus anderen Ländern gefragt

Weitere Auswertungen des Reinfektionsrisikos über längere Zeiträume sowie auch Daten aus anderen Ländern seien daher dringend erforderlich. Diese würden künftig ebenfalls von der Forschungsgruppe rund um Pilz, Franz und John P. A. Ioannidis von der Stanford University bearbeitet werden.

Virologe für Impf-Kombinationsstudie in Tirol

Der in den USA tätige österreichische Virologe Florian Krammer hat sich am Sonntag auf Twitter für Untersuchungen mit Kombinationen aus verschiedenen Coronavirus-Impfstoffen ausgesprochen. Das könne in einer verhältnismäßig kleinen Studie in Tirol erfolgen, so der Wissenschaftler – mehr dazu in Virologe für Impf-Kombinationsstudie in Tirol (tirol.ORF.at).