Sujet Gewalt Schatten Frau
ORF.at/Christian Öser
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Chronik

„Weißer Ring“: Hilfe für Kriminalitätsopfer

Der „Weißer Ring“ ist eine Anlaufstelle für Menschen, die Opfer von Kriminalität geworden sind. Am Tag der Kriminalitätsopfer will die Organisation verstärkt auf das Recht der Opfer aufmerksam machen und Wege für Hilfe aufzeigen.

Die Bandbreite, wer als Opfer von Kriminalität bezeichnet wird, ist groß: Es geht um Menschen, die in verschiedensten Situationen direkt oder indirekt Opfer von Gewalt wurden – dazu zählen etwa „Körperverletzung, schwere Körperverletzung, Raubdelikte oder Morddelikte, wo wir Angehörige betreuen“, sagt Susanne Kammerhofer von der Verbrechensopferhilfe „Weißer Ring“.

Aber auch bei Terroranschlägen, psychischer Gewalt oder Internetkriminalität ist die Organisation involviert. Momentan hat man CoV-bedingt vor allem mit eskalierenden Nachbarschaftskonflikten zu tun, so Kammerhofer.

Fehlende Information und Zusammenarbeit

Es fehle aber an besserer Kooperation – die besten Gesetze und Rechte für Opfer von Kriminalität und Verbrechen würden nicht helfen, wenn die Opfer nicht wissen, dass sie diese Rechte überhaupt haben, sagt Kammerhofer: „Mit der Polizei gibt es immer wieder gute Kooperation, dass wir Zustimmungserklärungen zugeschickt bekommen, wo wir aktiv Kontakt mit den Opfern aufnehmen. Aber das ist noch nicht gesetzlich verankert, das wäre unser riesiges Anliegen.“

Im Fall von häuslicher Gewalt würden automatisch Gewaltschutzzentren oder Interventionsstellen informiert werden und ein Kontakt hergestellt werden – dies würde bei der Organisation von Kriminalitätsopfern jedoch noch nicht funktionieren, so Kammerhofer. Ideal wäre es Kammerhofer zufolge, wenn die Polizei die Opfer direkt an die steirische Verbrechensopferhilfe verweisen würde.

Mitarbeiter der Verbrechensopferhilfe „Weißer Ring“ sind rund um die Uhr über den Notruf 0800 112 112 erreichbar – hier werden Opfer beraten und an diverse Stellen weitervermittelt.

Hohe Dunkelziffer vermutet

Im Jahr 2019 wurden in der Steiermark etwa 155 Gewaltopfer vom „Weißen Ring“ betreut, im vergangenen Jahr waren es aufgrund der CoV-Pandemie mit 132 Personen etwas weniger – man geht aber davon aus, dass die Dunkelziffer der Opfer aber weitaus höher ist: Viele würden einfach nicht von ihrem Recht auf Hilfe wissen oder auf nicht die Idee kommen, sich zu melden, so die Expertin.

Man sollte aber keinesfalls eine Hemmschwelle haben, versichert Kammerhofer: „Egal worum es geht, ob ich was beobachtet habe, ob mir nur eine Kleinigkeit passiert ist – ein Geldtascherl gestohlen worden ist – wir können zwar nicht immer alles auffangen, aber auf jeden Fall unbedingt melden.“