Intensivstation
APA/MARIJA KANIZAJ
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Coronavirus

Ein Jahr mit dem Virus in der Steiermark

Nur kurz nach dem ersten CoV-Fall in Österreich am 25. Februar 2020 ist auch der erste steirische Fall bestätigt worden. Beispielhaft erzählen vier Steirerinnen und Steirer mit besonderem Bezug zur Pandemie von ihren Erfahrungen und Erlebnissen.

Genau vor einem Jahr wurden in Österreich die ersten Fälle des neuartigen Coronavirus entdeckt. Die folgenden zwölf Monate waren in vielerlei Hinsicht eine Achterbahnfahrt: emotional, gesundheitspolitisch und koalitionär – mehr dazu in Österreich ein Jahr im Griff der Pandemie (news.ORF.at).

Seit einem Jahr prägt Corona auch sein Leben: Gerald Maier ist Obmann des Sozialhilfeverbands Hartberg-Fürstenfeld, der auch das Seniorenhaus Menda in Hartberg betreibt. Vor einem Jahr starb dort eine 76-jährige Heimbewohnerin an den Folgen von CoV – es war der erste steirische Todesfall – mehr dazu in CoV: Steirerin gestorben (16.3.2020).

Gerald Maier
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Gerald Maier ist auch persönlich sehr betroffen.

„Eine wirklich sehr schwierige Zeit“

Gerald Maier denkt zurück an ein bewegtes Jahr. „Es war das große Leid, das wir hier gehabt haben bei den Besuchern und Besucherinnen und bei den Bewohnern und Bewohnerinnen. Es war eine wirklich sehr schwierige Zeit. Mein eigener Schwiegervater war hier im Haus einer der ersten, die schwer betroffen waren. Er war 26 Tage in Krankenhaus, er ist zurückgekommen. Aber er ist bis heute noch nicht so wie er früher war. Und in der zweiten Welle habe ich leider Gottes in der Familie zwei Sterbefälle gehabt – das ist natürlich etwas, was persönlich auch sehr betroffen macht“.

Trotz des vielen Leids habe er aber auch viel Positives erlebt, die Herausforderungen haben viele Kräfte geweckt, so Maier: „Wir haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehabt, die ganz am Anfang schon gesagt haben, wenn sie gebraucht werden, kommen sie – auch aus dem Urlaub. Gemeinsam kann man viele Sachen schaffen, die man alleine nicht packt.“

Krankenhaus
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Rund 1.700 Tote in der Steiermark

Rund 54.500 Personen haben sich seit Ausbruch der Pandemie in der Steiermark mit CoV angesteckt, rund 50.100 sind in dieser Zeit wieder genesen. Rund 1,700 Menschen sind an oder mit CoV verstorben. Während der zweiten Welle gab es die höchsten Werte bei den Neuinfektionen: Mit Stand 11. November gab es laut Landesstatistik mehr als 11.000 in 24 Stunden. Zu dieser Zeit war auch die Auslastung der Spitäler besonders hoch – laut Bundesregierung die Messlatte für die Corona-Maßnahmen. Die Auswirkungen der Pandemie haben ihre Spuren am Arbeitsmarkt, in der Wirtschaft und auch im Alltag hinterlassen.

„Es ging oft so schnell“

CoV war das bestimmende Thema auch in den Spitälern. Etwa bei den Barmherzigen Brüdern in Graz. Eva Gribat ist dort Stationsleiterin der CoV-Station. Das vergangene Jahr, sei ein Jahr voller Ungewissheit, voller Hoffungen, Höhen und Tiefen, eine Berg- und Talfahrt der Gefühle gewesen, sagte sie: „So viele Verstorbene innerhalb so kurzer Zeit hat noch niemand von uns erebt. Das belastet natürlich, vor allem, weil es oft so schnell ging. Man hat mit den Patienten noch gesprochen, teilweise auch von entlassung. Auf einmal sind sie gekippt, nd manche sind auch gestorben. Man hat nicht immer abschalten können, wenn man heimgegangen ist.“

Eva Gribat
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Eva Gribat: „Auch langgediente Spitalsmitarbeiter haben so etwas noch nciht erlebt.“

Doch auch Eva Gribat hat Positives erlebt, freudige Begebenheiten, die sie ebenfalls nicht vergessen wird. „Ich habe einmal einem CoV-Patienten gesagt, dass er negativ ist, dass er entlassen werden kann. Der Mann hat fast geweint.“

Franz Spies’ Leben hing am seidenen Faden

In Oberlungitz in der Oststeiermark lebt Franz Spies. Nach 50 Tagen im Spital kehrte er heim zu seiner Frau Hermine. Beide hatten Covid-19, sie nur leicht, ihn traf es schwer. Wochenlang hing sein Leben am seidenen Faden.

Hermine und Franz Spies
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Franz Spies kämpft sich noch immer zurück.

„Drei Wochen haben wir nur gehört: kritisch, kritisch, kritisch. Überhaupt kein einziges anderes Wort“, so Hermine Spies. Franz Spies kann sich an dies erste Zeit im Spital nicht erinnern: „Ich habe nichts mitgekriegt. Meine Mutter ist im Juli gestorben. Die ist mir untergekommen. Sie hat mich angeschaut, und hat mich gelassen. Dann ist sie noch einmal gekommen und hat gesagt, ich soll zu meinen Enkelkindern gehen. Da habe ich zu kämpfen begonnen“, schildert Franz Spies.

Ein Jahr mit dem Virus in der Steiermark

Nur kurz nach dem ersten CoV-Fall in Österreich am 25. Februar 2020 ist auch der erste steirische Fall bestätigt worden. Beispielhaft erzählen vier Steirerinnen und Steirer mit besonderem Bezug zur Pandemie von ihren Erfahrungen und Erlebnissen.

Behutsame Schritte zurück ins Leben

Fotos von den Enkelkindern und der Familie, die waren es auch, die ihm letztlich Kraft gaben, so Franz Spies: „Die wurden neben mein Bett im Krankenhaus geklebt, und immer, wenn ich aufgesehen habe, habe ich sie gesehen. Das hat mir viel geholfen.“ Aber auch Ärzten, Schwestern, Physiotherapeuten wolle er danken, so Franz Spieß.
Die ersten Schritte sind für ihn wieder möglich, Frau Hermine und Schwiegertochter Daniela helfen ihm dabei. Es sind behutsame Schritte zurück ins Leben.