Grazer Impfstraße
APA/INGRID KONRBERGER
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Coronavirus

Startschuss für Impfstraßen gefallen

Am Dienstag ist in der Steiermark die CoV-Impfung bei Menschen ab dem 85. Lebensjahr, die nicht in einem Heim wohnen, angelaufen. Mit dem vorhandenen Impfstoff können aber vorerst deutlich weniger Impfwillige geimpft werden, als sich angemeldet haben.

Da die Ältesten zuerst geimpft werden, sind in den nächsten Tagen die über 85-Jährigen an der Reihe: Sie bekommen ihre Impfung beim Hausarzt oder, aus logistischen Gründen, bei einer der 22 Impfstationen, die es steiermarkweit gibt – mehr dazu in Zu wenig Impfstoff: Impfungen verzögern sich (26.2.2021).

„Das ist ja zum Kichern“

„Nervös? Nein, das ist ja zum Kichern. Ich bin froh, in meinem Alter noch eine Impfung zu bekommen“, sagte eine Grazerin im Wartebereich vor den Impfkojen in der Grazer Messe – sie ist eine der ersten der Altersgruppe 85 plus, die nicht in einem Pflegeheim lebt und ihre erste Dosis am Dienstag erhalten hat. Eine andere Frau hatte es bereits hinter sich und meinte: „Es ist ganz rasch gegangen.“ Sie sei froh, dass sie nun nicht mehr in Gefahr sei. Ruhig und geordnet wirkte Dienstagfrüh der Auftakt in der Impfstraße in Graz, die mit vier Spuren der größte Standort in der Steiermark ist.

Grazer Impfstraße
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Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) sagte bei der Besichtigung der Impfstraße am Dienstag: „Ich habe das Gefühl, dass es eine Erleichterung für viele ist, dass es endlich losgeht.“ Auch Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) war erleichtert: „Ich finde es großartig, dass die Menschen bereit sind, sich impfen zu lassen, sich selbst auf den Weg machen, und das ist ein wunderschönes Zeichen – mit dem sollten wir auch in die nächsten Tage und Wochen gehen, die nicht einfach werden, aber wir werden das gemeinsam schaffen, davon bin ich überzeugt.“

27.000 Impfdosen stehen zum Start bereit

Zum Impfstart am Dienstag stehen in der Altersgruppe der über 85-Jährigen in der Steiermark 27.000 Impfdosen zur Verfügung – in dieser Altersgruppe kommen die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna zum Einsatz.

Die rund 27.000 Impfdosen werden in den kommenden ein bis zwei Wochen verimpft sein; in etwa drei Wochen werden alle, die ihre erste Dosis erhalten haben, dann zur zweiten gebeten. Wenn auch dieser Durchgang abgeschlossen ist, werde die nächste Altersgruppe der über 80-Jährigen an die Reihe kommen; insgesamt meldeten sich 61.000 Steirer, die älter als 80 Jahre alt sind und in keinem Pflegeheim wohnen, zur CoV-Impfung an.

Aufklärungsgespräche als Unbekannte

Das Land rechnet, zwölf ältere Personen pro Stunde impfen zu können, sagt der Verantwortliche für die Impfstraßen, Harald Eitner: „Die schwierigste Planungsgröße ist die Dauer der Aufklärungsgespräche. Die sind natürlich sehr unterschiedlich, je nachdem, wie viele Fragen jemand hat und wie schnell man Zusammenhänge erklären kann.“

Nach dem Aufklärungsgespräch wird die Impfung verabreicht. Alle über 80-Jährigen bekommen vorerst den Biontech/Pfizer- Impfstoff, sagt der steirische Impfkoordinator Michael Koren: „Faktum ist, dass wir derzeit mit dem Impfstoff der Firma Pfizer impfen, da sind bis Ende des zweiten Quartals noch große Mengen zu erwarten. Die Firma Moderna liefert auch in die Steiermark – hier wird wenig erwartet. Ganz viele Mengen werden von der Firma AstraZeneca kommen.“

Währenddessen werden aber auch weiterhin jüngere Menschen geimpft und zwar mit dem Vakzin von AstraZeneca, das bisher nur für unter 65-Jährige empfohlen wird. Am vergangenen Wochenende wurde dieser Impfstoff niedergelassenen Ärzten injiziert, was auch für Kritik sorgte – mehr dazu in Ärzte-Impfung: Kritik von Ärztekammer; auch Mitarbeiter von Rettungsorganisationen, Hebammen und Apotheker werden damit dieser Tage immunisiert.

Schnelltests und Impfungen am selben Standort

Die 22 Impfstandorte des Landes werden vom „Kastanienhof“ betrieben – ein Unternehmen, das auch bisher schon an denselben Standorten die Schnelltest-Straßen betrieben hat und parallel weiterhin betreut. Damit werden Synergien genutzt: In Graz etwa kann Sicherheitspersonal sowohl bei den Test- als auch bei den Impfstraßen eingesetzt werden; die Bereiche bleiben aber getrennt, jeweils mit eigenen Eingängen und Ausgängen.

Startschuss für Impfstraßen gefallen

Am Dienstag ist in der Steiermark die CoV-Impfung bei Menschen ab dem 85. Lebensjahr, die nicht in einem Heim wohnen, angelaufen. Mit dem vorhandenen Impfstoff können aber vorerst deutlich weniger Impfwillige geimpft werden, als sich angemeldet haben.

Der Betrieb der Impfstraßen sei laut den Organisatoren personalintensiver, denn zum Impfen werde mehr Fachpersonal gebraucht – sprich Ärzte und Ärztinnen. Pro Impfspur sind zwei Mediziner vorgesehen – sie werden vom Land Steiermark als Impfärzte bestellt und auch vom Land bezahlt. Bis vergangene Woche hatte man Schwierigkeiten, genug Ärzte zu finden, doch nun seien es genug, wurde am Dienstag betont.

Ärzte gegen Impfungen in Apotheken

Neben den Impfstraßen wählte ein Großteil der steirischen Bevölkerung die Immunisierung beim Hausarzt: Rund 760 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte beteiligen sich an der CoV-Schutzimpfung. Der steirische Ärztekammer-Präsident Herwig Lindner betonte in einer Aussendung, dass die Mediziner nicht nur impfen können, „sondern bei Auftreten von etwaigen Impfreaktionen auch sofort die richtigen Maßnahmen einleiten“.

Die Forderung nach Apotheken-Impfen sei in seinen Augen in doppelter Hinsicht „überflüssig“: „Angesichts des vorhandenen Impfstoffs und der großen Zahl der impfbereiten Ärztinnen und Ärzte gibt es abgesehen von Qualitätsproblemen, die durch das Impfen in Apotheken entstehen würden, schlicht keinen Bedarf“, so Lindner.