Bodyshaming-Kampagne
„Von Mama zu Mama – Oststeiermark“
„Von Mama zu Mama – Oststeiermark“
Soziales

„Bodyshaming – nicht mit uns!“

„Bodyshaming“ ist das Niedermachen anderer im Bezug auf ihren Körper – und für viele gehört das leider zum Alltag. Eine Oststeirerin will Betroffenen nun helfen: Eine Kampagne in Sozialen Netzwerken soll mit starken Bildern Aufsehen erregen.

„Dicke Dudl“, „Pupperl“ oder „Du bist schirch“: Solche Wortmeldungen, teils aus dem engsten Angehörigenkreis, mussten schon viele Frauen in ihrem Leben hören – auch Sarah Bauernhofer aus dem oststeirischen Sinabelkirchen im Bezirk Weiz. Sie engagiert sich nun für Betroffene: „Schluss damit! Oststeirische Frauen und Mamas setzen ein Zeichen gegen Bodyshaming“ lautet die Kampagne.

Selbst Erfahrungen gemacht und Kampagne gegründet

Seit 2015 hat Bauernhofer den Verein „Von Mama zu Mama – Oststeiermark“ aufgebaut, hilft damit in Not geratenen Müttern und schuf ein Netzwerk von rund 4.200 Frauen. Die Idee für die Kampagne gegen Bodyshaming, die zufällig einige Tage vor dem Weltfrauentag fertig wurde, sagt Bauernhofer, sei ihr bei einer Anfeindung gegen ihren eigenen Körper gekommen.

„Ich bin eine selbstbewusste Frau und schaue auf mein Äußeres, doch als ich mich einmal mit einer Bekannten über künstliche Wimpern unterhielt, sagte diese zu mir: ‚Du hast eh so schiarche Wimpern, dir würden die nicht schaden.‘ Das hat mich dann wochenlang beschäftigt, weil ich bis dahin überzeugt war, dass ich schöne Wimpern habe“, schildert sie.

„Habe mit einer Anfeindung sehr gehadert“

So kam es, dass sie sich tatsächlich diese Wimpern kaufte, aber beim Versuch, sie an den Augenlidern anzubringen, habe es Klick gemacht: „Ich fragte mich, was tu’ ich denn da? Ich hab sie dann weggeworfen.“ Sie dachte an all die Frauen, die vielleicht etwas mehr Gewicht haben, oder eine Narbe oder ähnliches, und wie es denen dann wohl geht, wenn sogar sie mit ihrem Selbstbewusstsein so damit gehadert hat.

„Ich wollte etwas gegen Bodyshaming machen“, sagt Bauernhofer und suchte innerhalb ihrer Vereins-Community nach Helferinnen – etwa 40 Frauen meldeten sich, um ihre eigene Geschichte zu erzählen – und zwar auch in Form von Bildern, teils mit viel nackter Haut.

Die Kampagne soll polarisieren

„Von dick bis dünn, Besenreisern und Krampfadern, da ist alles dabei“, so Bauernhofer. Sie selbst sei schon als „Knochenhaufen“ bezeichnet worden, weil sie dünn sei. „Schluss damit, die Kampagne soll polarisieren“ – und das tut sie offenbar auch: Allein ein Teaser-Video auf Facebook habe laut der Initiatorin innerhalb weniger Tage rund 50.000 Aufrufe erhalten. „Es war gar nicht geplant, dass es so eine große Sache wird“, doch scheinbar habe es den Nerv der Zeit getroffen, meint Bauernhofer.

Am Land sind Anfeindungen noch größer

Finanziert wird die Kampagne durch Vereinsmittel. Bisher hat ihre Initiative hauptsächlich Müttern in schwierigen Lagen geholfen – das soll auch weiterhin so bleiben, aber sie will darüber hinaus wachsen und die „Frauen in der Region stärken“. Bauernhofer habe festgestellt, dass gerade am Land die Hemmschwelle für beleidigende Wortmeldungen – speziell im Angehörigenkreis und unter Nachbarn – viel niedriger als in der Stadt sei: „Am Land sind die Leute dreister, was das betrifft.“ Das müsse aber aufhören, meinte sie.

Durch Kampagne: Frauen sollen stolz auf sich sein

Eine der Frauen, die sich für die Kampagne fotografieren hat lassen, ist Julia Stöckl: Schon in ihrer Kindheit hätten abwertende Sprüche wie die „dicke Dudl“ dazu geführt, dass sie sich in ihrem Körper oft nicht wohl fühlte.

Lange Zeit suchte die heute 32-Jährige den Fehler bei sich, lange habe sie ihren Körper als den „ultimativen Makel“ gesehen und das auch nicht hinterfragt – heute wisse sie: „Wer andere permanent bewertet und kritisiert, hat in Wirklichkeit ein Problem mit seinem eigenen Selbstwert.“ Sie sagt: „I bin ka dicke Dudl. I bin stolz. Stolz auf mich. Stolz auf das, was aus mir geworden ist. Stolz auf das, was und wie ich bin.“