Chronik

Joanneum gab Marmorskulptur an Libyen zurück

Das Universalmuseum Joanneum hat einen weiblichen Porträtkopf aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. an Libyen zurückgegeben. Die sogenannte „Faustina“ hatte sich bis zum Zweiten Weltkrieg im Museum von Apollonia in Libyen befunden.

Die genauen Umstände, wie das Kunstwerk, das zwischen 175 und 190 n. Chr. im antiken Apollonia in der Kyrenaika (das heutige Susah in Libyen, Anm.) entstanden sein dürfte, seinen Weg in die Steiermark fand, bleibt im Dunkeln. Fest steht, dass der weibliche Porträtkopf 1967 in Unterpremstätten aufgetaucht ist und vom damaligen Landesarchäologen Walter Modrijan um 7.000 Schilling (rund 500 Euro) für das damalige Landesmuseum Joanneum erworben wurde.

Zurückgegebene Marmorskulptur
APA/B. SCHLIBER-KNECHTL

1969 publizierte er einen ersten Bericht zum rätselhaften Fund. Die exzellente Qualität ließ Gutachter darauf schließen, dass der „Kopf vom Kaiserwald“ kein einheimisches Erzeugnis sein konnte.

Kein Restitutionsfall

1973 gelang es einem deutschen Archäologen, den Kopf mit einer in der Basilika von Apollonia gefundenen und seit dem Zweiten Weltkrieg verschollenen Porträtplastik gleichzusetzen. Im Zuge der Restitutionsforschungen des Universalmuseum kam der Fall wieder ans Licht: Die rechtliche Prüfung des Landes Steiermark ergab, dass der Frauenkopf zwar im Landeseigentum steht, jedoch keine Hinweise darüber vorliegen, dass der im Kaiserwald gefundene Porträtkopf unter dem Einfluss der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zwischen 1941 und 1943 außer Landes gebracht wurde – dementsprechend handle es sich nunmehr „nicht um einen Restitutionsfall“, wie die eigens eingerichtete steirische Kommission im Juli 2020 befunden hat.

Dem libyischen Botschafter übergeben

Gleichzeitig wurde empfohlen, die Skulptur dem Staat Libyen zu schenken. Am 4. März wurde der Marmorkopf in Wien an den libyschen Botschafter Jalal Alashi übergeben. Im Schenkungsvertrag wurde festgehalten, dass die „Faustina“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird und mit dem Schenkungshinweis versehen wird.