Raser bei Nacht
ORF.at/Georg Hummer
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Verkehr

Raser: Experten fordern auch präventive Maßnahmen

Am Mittwoch ist ein Maßnahmenpaket gegen extreme Raserei vorgestellt worden. Verkehrsexperten und Psychologen begrüßen die härteren Strafen, fordern aber auch präventive Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung.

338 Menschen sind in Österreich im Jahr 2020 im Straßenverkehr gestorben – jeder Todesfall sei einer zu viel, meint die Regierung. Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) stellte am Mittwoch ein Maßnahmenpaket gegen extreme Raserei vor, das bei schwerer Geschwindigkeitsübertretung sogar die Beschlagnahme des Fahrzeuges vorsieht – mehr dazu in Auto weg bei schweren Fällen (news.ORF.at).

PK: Maßnahmen gegen Raserei

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat gemeinsam mit Salzburgs Landesrat Stefan Schnöll von der ÖVP ein Maßnahmenpaket gegen extreme Raserei vorgestellt.

Die Grazer Verkehrspsychologin Carola Strobl-Unterweger hält strengere Strafen für durchaus abschreckend, „weil Raser wirklich für wahnsinnig viel Leid verantwortlich sind, und die Strafen, die wir jetzt haben, einfach zu harmlos sind. Es ist schon so, dass Strafen eine abschreckende Wirkung haben, wenn die Führerscheinentzugsdauer jetzt verdoppelt wird, ist das schon begrüßenswert.“

Autoabnahme für Unbelehrbare

Auch die Beschlagnahmung des Autos bei völlig Unbelehrbaren hält sie für sinnvoll: „Wenn vorab viele andere Stufen eingezogen werden, höhere Strafen, Führerscheinentzug, Nachschulung – bei unbelehrbaren Wiederholungstätern kann man sicher diese Maßnahme als Letztmaßnahme andenken, weil eben genau diejenigen schnell fahren, denen ihr Auto besonders viel bedeutet, und das kann dann schon eine abschreckende Wirkung haben.“

Möglichst früh an der Bewusstseinsbildung ansetzen

Höhere Strafen allein sind es aber nicht, meint Carola Strobl-Unterweger: „Ich glaube, dass zusätzlich notwendig wäre, möglichst frühzeitig an der Bewusstseinsbildung anzusetzen, dass man einen Führerscheinentzug schon beim ersten Mal zum Beispiel mit einer Nachschulung koppelt. Bei denen, die keinen Führerschein auf Probe mehr haben, ist vielleicht eine Nachschulung nicht gleich bei der ersten Geschwindigkeitsübertretung sinnvoll, aber sicher sehr sinnvoll beim ersten Führerscheinentzug aufgrund von einer Geschwindigkeitsüberschreitung.“

Zwei Gruppen von Rasern

Grundsätzlich unterscheidet die Verkehrspsychologin bei Rasern zwei Gruppen: Die einen seien die Fahranfänger, und „dann gibt es die zweite große Gruppe, das sind Verkehrsteilnehmer 40, 45 plus, die ein PS-starkes Auto fahren, die finanziell auch gut situiert sind, die ein bisschen davon überzeugt sind: Mit meinem tollen Auto kann ich ja schnell fahren, und die können sich diese Strafen auch locker leisten.“

Warum jemand im Straßenverkehr zu schnell unterwegs ist, kann verschiedene Gründe haben: Unachtsamkeit, Ablenkung, Stress, Zeitdruck – oder die Suche nach dem Adrenalin-Kick. „Das sind sehr oft Menschen, die generell im Leben einen Kick brauchen. Sie erleben diese Gefahren subjektiv nicht: Sie sind der irrigen Annahme, dass sie ihr Auto gut unter Kontrolle haben, und dieses an die Grenzen Gehen, zum gerade noch Schaffbaren, gibt ihnen diesen Kick. Da setzen wir auch in den Nachschulungen an – dass man sagt, man muss einfach lernen, mit diesem Kick umzugehen“, etwa durch Sportarten wie Fallschirmspringen oder kontrolliertes Schnellfahren auf Rennstrecken.

In der Gesellschaft gilt das Schnellfahren laut der Psychologin häufig noch immer als cool und nicht als Problemverhalten. Carola Strobl-Unterweger gibt zudem zu bedenken, dass Autofahren keineswegs eine automatisierte Handlung, sondern auch mit viel Erfahrung eine Hochkonzentrationsleistung ist.