Kohlekraftwerk Mellach
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Wirtschaft

Kraftwerk Mellach liefert Graz wieder Wärme

Die Energie Steiermark und der Verbund haben sich vertraglich darauf geeinigt, dass das Kraftwerk Mellach wieder Fernwärme nach Graz liefern soll – nach einem Jahr soll dann über eine mögliche Verlängerung entschieden werden.

Bereits seit vergangenen November erfolgten in einem „Test-Programm“ erste Lieferungen aus Mellach nach Graz. Ab Herbst soll der Verbund über das Gas-Kombikraftwerk Mellach dann über die gesamte kommende Wintersaison wieder Wärme für Graz produzieren und liefern.

Vertrag für mehr Liefersicherheit

Der Vertrag ist allerdings flexibel und sieht eine maximale Liefermenge von rund 600 Gigawattstunden an, das würde etwa der Hälfte der im Großraum Graz benötigten Wärme entsprechen, heißt es seitens der Energie Steiermark.

Achim Kaspar, Vorstand für Erzeugung und Digitalisierung beim Verbund, ergänzt: „Der Standort Mellach ist mit dem modernsten Gas-Kombikraftwerk und dem auf Gasbetrieb umgestellten Fernheizkraftwerk zur Netzstützung im Einsatz. Damit sind wir der wesentliche Partner für eine saubere Fernwärmeversorgung im Großraum Graz.“ Der Steinkohle-Betrieb in Mellach wurde bereits vor einem Jahr eingestellt – mehr dazu in Kraftwerk Mellach: Innovation statt Kohle (17.2.2020).

„Genug Kapazitäten“ in Grazer Heizkraftwerk

Seitens des Vorstands der Energie Steiermark wird allerdings betont, dass die Erzeugungskapazitäten im Heizkraftwerk Graz generell ausreichend seien und die neue Partnerschaft die Liefersicherheit für die rund 80.000 Fernwärme-Kunden auf eine bloß noch breitere Basis stellen soll. Die Entscheidung über eine mögliche Fortsetzung der Zusammenarbeit zwischen der Energie Steiermark und dem Verbund wird im Jänner kommenden Jahres getroffen.

Vor vier Jahren stand noch Verkauf im Raum

Vor sechs Jahren noch bezeichnete der Verbund das Gas-Kombi-Kraftwerk in Mellach aufgrund der Energiepreise als unrentabel; der Plan war daher eigentlich, es zu verkaufen oder zu schließen, was unter anderem zu einem Rechtsstreit mit der Energie Steiermark führte, denn zu diesem Zeitpunkt lieferte das Kraftwerk Mellach rund 70 Prozent des Grazer Wärmebedarfs.

Fernwärme-Liefervertrag endete im Vorjahr

Die Stadt Graz arbeitete daher in der Folge daran, von Mellach unabhängig zu werden und plante 2017 unter anderem den Ausbau des Heizkraftwerks Graz. Der Verkauf des Mellacher Kraftwerks platzte schließlich; laut Verbund hätten die Angebote der potenziellen Käufer nicht den Erwartungen entsprochen. Der zu diesem Zeitpunkt noch laufende Fernwärmelieferungsvertrag zwischem dem Verbund und der Energie Steiermark wurde fortgeführt und endete Ende Juni des Vorjahres.

Grüne begrüßen Einigung

Die Grazer Umweltstadträtin Judith Schwentner (Grüne) begrüßt die Einigung der Energieversorger: „Als Umweltstadträtin der Stadt Graz freue ich mich auf die langerwartete vertragliche Einigung zwischen Energie Steiermark und Verbund zur Abwärmenutzung in Mellach." In den vergangenen fünf Jahren habe der Anteil von Alternativenergie in Graz laut Schwentner von fünf auf 23 Prozent gesteigert werden können.

KPÖ fordert „langfristigen“ Vertrag

Auch die KPÖ ist mit der neuen Vereinbarung zufrieden, hat aber auch Kritikpunkte anzumerken. „Unverständlich“ seit etwa die „Geheimhaltung des Preises und der Dauer des Vertrages“. Laut Landtagsabgeordneten Werner Murgg sei darauf zu drängen, „dass der Vertrag langfristig abgeschlossen wird, um die ökologisch problematische Erzeugung in der Puchstraße weitgehend überflüssig zu machen.“ Letztlich gebe es keine sinnvolle Alternative zu einem Vertrag mit dem Verbund.