Erdäpfel im Vergleich
LK/Alexander Danner
LK/Alexander Danner
Landwirtschaft

Ägyptische Ware als „Frühkartoffel“ verkauft

In einigen Supermärkten angebotene „Frühkartoffeln“ haben sich bei Überprüfung durch die steirische Landwirtschaftskammer als ägyptische Spätkartoffeln entpuppt. Nur drei von 15 Proben waren tatsächlich Frühkartoffel.

Anfang dieser Woche hat die Landwirtschaftskammer Steiermark einen Store-Check bei Frühkartoffeln durchgeführt. Dabei zeigte sich unter anderem, dass ein Handelsriese und zwei kleinere Handelsketten in ihren Supermärkten „Frühkartoffeln“ aus Ägypten anbieten, die in Wirklichkeit Herbstkartoffeln sind und zwar überwiegend der Sorte „Ditta“, die ursprünglich sogar aus Österreich kommt und auch hierzulande angebaut wird.

Zwölf von 15 Proben waren Spätkartoffeln

Konkret traf das auf 12 der 15 überprüften Proben zu, nur drei Proben waren tatsächlich Frühkartoffelsorten. Ein Drittel der vermeintlichen Frühkartoffeln aus Ägypten werde laut Landwirtschaftskammer noch dazu als Aktionsware verschleudert.

Kartoffeln
LWK Steiermark
Hier wird Späternte als „Frühkartoffel“ angepriesen

Der Direktor der Landwirtschaftskammer, Werner Brugner, zeigt sich enttäuscht von diesem Ergebnis, auch in Hinblick auf den Umweltaspekt: „Sie haben bereits eine Wegstrecke von mehr als 4.100 Kilometern zurückgelegt, wenn sie bei uns in die Regale geschlichtet werden.“ Zudem würden in Ägypten deutlich niedrigere Umwelt- und Sozialstandards als in der österreichischen Landwirtschaft gelten, da die Kartoffeln in Wüstensand mit aufwendiger künstlicher Bewässerung kultiviert würden.

Teils erhebliche Qualitätsmängel entdeckt

Auch teils erhebliche Qualitätsmängel wurden bei den beworbenen „Frühkartoffeln“ aus Ägypten aufgedeckt, so Brugner: „Zwei der 15 Proben wiesen eklatante Qualitätsmängel auf. Während die Kartoffeln einer Probe mehr verwelkt als frisch waren, war die Schalenfarbe einer weiteren Probe durchgängig eher grün als braun. Kartoffeln mit grüner Schale sollten nicht mehr verzehrt werden.“ Der Grund: Sie enthalten vermehrt Solanin, ein natürliches Gift, das durch falsche Lagerung unter Lichteinfluss entsteht.

Ganzjährige Versorgung mit heimischer Ware möglich

Generell kritisiert die Landwirtschaftskammer, dass überhaupt Ware aus dem Ausland angeboten wird, da die heimischen Landwirte in der Lage seien, die Bevölkerung ganzjährig mit heimischen Kartoffeln zu versorgen.

Kartoffeln
LWK Steiermark
Die Sorte „Ditta“ wird auch in Österreich angebaut

Allein in der Steiermark werden auf 678 Hektar Früh- und Lagererdäpfel angebaut. Die Ernte bei Speisekartoffeln lag 2020 bei 20.365 Tonnen, in Österreich bei 438.864 Tonnen. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei durchschnittlich 45 Kilogramm pro Jahr.

Unterschiede deutlich erkennbar

Die Landwirtschaftskammer Steiermark ersucht die Bevölkerung nun, genau auf die Herkunft zu achten und vorzugsweise heimische Erdäpfel zu kaufen. Erkennbar sind echte Frühkartoffeln übrigens durch ihre sehr dünne Schale, ihre Hochsaison haben sie ab Mitte Mai. „Der Vorteil ist, dass man sie nicht schälen muss, weil die teils lose Schale beim Waschen ganz einfach weggeschrubbt werden kann“, erklärt Erdäpfelbauer Markus Hillebrand aus Premstätten bei Graz.

Lager- oder Späterdäpfel haben dagegen eine feste Schale, die Saison beginnt Mitte bis Ende August, und sie werden bis zur nächsten Früherdäpfel-Ernte fachmännisch gelagert.