Protest, der rollt: Mit gehissten Österreich-Fahnen und bekannten Parolen brach am Sonntag erstmals ein Autokorso mit rund 50 Fahrzeugen vom Grazer Hauptbahnhof auf, um den Unmut gegen die CoV-Maßnahmen der Bundesregierung kundzutun und die Gefährlichkeit des Virus lautstark anzuzweifeln.
Immer die selben Muster beobachtet die Autorin und geborene Grazerin Ingrid Brodnig – sie besuchte zur Recherche für ihre Bücher über Hass im Netz und Verschwörungsmythen zahlreiche CoV-Demos: „Wenn die Leute das so sehen, dann ist das ihre Meinung. Die Gefahr ist nur, dass die Abstände nicht eingehalten werden, dass die Leute zu den Corona-Demos ohne Maske fahren. Das wirklich Unbehagliche in meinen Augen ist ja, dass wir in der CoV-Krise eigentlich alle zusammenhalten müssten, und wenn ein Teil partout nicht mehr mitmacht, gefährdet uns das alle“, so Brodnig.
Nur wenige Demonstranten am Grazer Hauptplatz
Zeitgleich zum Autokorso fand am Grazer Hauptplatz eine Kundgebung für eine solidarische Pandemiebekämpfung statt, an der allerdings nur wenige Anhänger vor allem linker Gruppierungen teilnahmen.
Eine dritte Demonstration wurde untersagt, ein Einschreiten der Polizei war in Graz nicht notwendig – mehr dazu in Eine von mehreren CoV-Demonstrationen in Graz untersagt – im Gegensatz zu Wien, wo eine Demonstration am Samstag aufzeigte, wie sehr sich die Spaltung der Gesellschaft mittlerweile auf den Straßen entlädt: Rechtsextreme Gruppen machten Stimmung, und es kam zu Gewalt und elf Festnahmen – mehr dazu in CoV-Demonstration in Wien aufgelöst (wien.ORF.at).
„Da wird es dann besonders unbehaglich. Da trifft dann vielleicht das Ausblenden der medizinischen Realität auch noch auf ein Ausblenden problematischer extremistischer Ansichten, und Menschen gehen mit Leuten auf die Straßen, mit denen sie früher nicht auf die Straße gegangen wären, weil der Außenfeind so groß ist“, so Brodnig.
Grazer CoV-Demos verliefen ruhig
Zwei CoV-Demos am Sonntag in Graz sind ruhig verlaufen. Am Hauptplatz versammelten sich rund 20 Personen einer Bewegung, die für eine solidarische Pandemiebekämpfung eintritt; zudem gab es erstmals einen Autokorso mit rund 50 Pkws.
Kein Ende der aufgeheizten Stimmung in Sicht
Sie sieht vorerst kein Ende der aufgeheizten Stimmungslage: „Ich sag’ es zynisch: In dem Moment, wo die Pandemie wieder komplett eskaliert und Intensivstationen überlastet sind, wir hohe Todeszahlen erleben, kann so etwas wieder zurückgedrängt werden, weil die Realität Leute dann wieder einfängt, wenn man sieht, ich kenne dann doch jemanden, der am Virus gestorben ist“, so Brodnig.