Kirche und Homosexualität
APA/HERBERT NEUBAUER
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Religion

Segnungsverbot: Steirische Kirche enttäuscht

In seiner Frühjahrestagung hat der Priester- und Diözesanrat der Katholischen Kirche Steiermark speziell den Umgang mit Sakramenten behandelt. Enttäuscht zeigt man sich vom Vatikan, der erklärte, dass gleichgeschlechtlichen Paaren kein Segen zustehe.

"Das wirft gar kein gutes Licht auf unsere Familienarbeit und bringt viel Enttäuschung. Wie leben wir Kirche lebensfördernd und machen daher Gott, der Liebe ist, für alle mit seinem Segen erfahrbar?“, fragt Bischof Wilhelm Krautwaschl. Auch Pfarrer Edmund Muhrer befürchtet, dass die Herangehensweise des Vatikans „letzte Brücken zur Kirche zusammenbrechen“ lässt.

„Wer aufrichtig um einen Segen Gottes bittet, muss von uns als Kirche ernst genommen werden und soll nicht abgewiesen werden“, meint Erich Hohl stellvertretend für die Ressorts Seelsorge und Gesellschaft der Diözese Graz-Seckau. Kirche sei für alle da, so der Tenor.

Ganz offiziell zur „Ungehorsam“ ruft die Pfarrerinitiative auf. Ihr gehören in Österreich rund 400 Priester an, darunter auch Josef Wilfing aus Hausmannstätten: „Ich hab schon einige Male gesegnet auch. Wenn ich den Eindruck habe, die meinen es ernst und es ist ihnen ein Anliegen, dann handle ich entsprechend, dass ich den Segen ihnen zuspreche.“

Hilfe für Flüchtlinge gefordert

Ein Hauptthema des Diözesanrates war auch eine Diskussion zu Flucht und Migration: Man zeigt sich dankbar darüber, dass die Bundesregierung für Flüchtlingslager in Europa Hilfeleistungen erbracht habe – dennoch sei es bisher nicht gelungen, in Lagern wie in Griechenland oder Bosnien-Herzegowina menschenwürdige Betreuungssituationen zu schaffen. Daher fordert der Diözesanrat die Regierung auf, an der raschen Aufnahme einer begrenzten Anzahl von schutzbedürftigen Familien mit Kindern in europäischen Ländern mitzuwirken.

Sakramente neu denken

Ein großes Augenmerk wurde auf die Sakramente gelegt. Wie können Jugendliche über die Firmung hinaus begleitet werden? Muss eine Taufe oder Eheschließung in einer Kirche stattfinden? Wie kann man Ehepaaren und Familien auch nach der Trauung beistehen? Fragen wie diese wurden in der Frühjahrestagung diskutiert. Spätestens am Diözesanforum 2023 sollen fundierte Antworten präsentiert werden.

CoV-Krise sorgt für Einsamkeit und Isolation

Rund um die CoV-Krise betonte das Beratungsgremium des Bischofs, weiter Vorsicht walten zu lassen. Generell sieht sich die Diözese Graz-Seckau auf einem guten Weg angesichts aller Einschränkungen, mit denen die Gesellschaft zu leben hat. „Dort, wo Kirche in ihrer karitativen Dimension gelebt wird und damit an den Menschen dran war, ist extrem viel Gutes passiert“, sagt Bischof Wilhelm Krautwaschl. Von Video-Gottesdiensten bis hin zu Online-Bibelrunden sei das Angebot erweitert worden. Dennoch merke man, dass die Probleme rund um Einsamkeit, Isolation und psychische Erkrankungen zugenommen haben und das Nervenkostüm vieler dünner geworden sei, heißt es von der Katholischen Kirche Steiermark.

Theologieprofessoren gegen Segnungsverbot

Mehr als 200 Theologieprofessorinnen und -professoren aus dem deutschen Sprachraum protestieren in einer Stellungnahme gegen das vom Vatikan erlassene Segnungsverbot für homosexuelle Paare. Die Erklärung der römischen Glaubenskongregation sei „von einem paternalistischen Gestus der Überlegenheit geprägt“ und diskriminiere homosexuelle Menschen und ihre Lebensentwürfe, heißt es – mehr dazu in Theologieprofessoren protestieren gegen Segnungsverbot (religion.ORF.at).