Bach im Rothwald im Wildnisgebiet Dürrenstein
Christoph Leditznig
Christoph Leditznig
Umwelt

Steiermark bekommt mehr Wildnis

Das Wildnisgebiet Dürrenstein im Süden Niederösterreichs – UNESCO-Weltkulturerbe seit 2017 – wird in die Steiermark erweitert. Mit dem Lassingtal umfasst das Schutzgebiet rund 7.000 Hektar. An dessen Rand soll der Tourismus und damit die Region gestärkt werden.

Projektiert seit heuer im März, hat die Landesregierung im Juni die Verordnung für die Erweiterung auf den Weg gebracht. Die Unterschutzstellung, die in enger Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort und der Weltnaturschutzorganisation IUCN erarbeitet wurde, wird mit 1. August in Kraft treten. Damit startet die Prüfung durch die IUCN, die – wenn wie zu erwarten alle Kriterien erfüllt sind – in der Verleihung des Prädikats „Wildnisgebiet“ gipfeln wird.

„Es war uns wichtig, dass wir die Bevölkerung, aber auch die Weltnaturschutzorganisation von Anfang an miteinbinden. Denn erfolgreicher Naturschutz braucht eine breite Basis. Deswegen bin ich auch optimistisch, dass das Lassingtal zum Wildnisgebiet erklärt wird“, so Naturschutzlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ). Parallel dazu wird noch im Juli der steirische Landtag über die Verträge, die das langfristige Bestehen des Schutzgebietes sichern sollen, beraten und sie zur Abstimmung bringen.

Einzigartiges Naturjuwel

Ab dem kommenden Jahr werden die Tourismusangebote am Rand des Schutzgebiets erweitert. Ein Informationszentrum wird entstehen, Themenwege und ein Shuttle-Dienst sollen Wanderer, Radfahrer und Wassersportler anlocken.

Südwestflanke des Dürrenstein im Herbst
Werner Gamerith

Das Wildnisgebiet Dürrenstein ist ein einzigartiges Naturjuwel: Mit seinen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten stellt das Gebiet einen wichtigen Baustein im Ökosystem dar. Die Waldgebiete dürfen kommerziell nicht mehr genützt werden, sogar Betreten ist verboten, Ausnahmen stellen geführte Touren dar – das Unberührte soll eben auch unberührt bleiben.

35 Quadratkilometer Urwald-Naturerbe

Das Wildnisgebiet rund um den letzten Urwald Mitteleuropas, den Rothwald, ist seit 2017 auch Weltnaturerbe – das einzige in Österreich. In Verhandlungen mit den Österreichischen Bundesforsten soll es gelingen, dieses Gebiet in die Steiermark – genauer gesagt ins Lassingtal – zu erweitern.

Es geht um rund 35 Quadratkilometer, die jetzt offiziell an das Wildnisgebiet angebunden werden sollen, sagte Lackner: „Im Wissen um den Klimawandel ist es eine bedeutende Aufgabe, das Gebiet um den steirischen Anteil zu erweitern. Es ist ein unglaublicher Lebensraum, der einer Vielfalt von Pflanzen und Tieren zur Verfügung steht. Er ist unberührt, und er wird den Menschen auch zugänglich gemacht.“

Urwald Rothwald im Wildnisgebiet Dürrenstein
Theo Kust

Auch Tourismus geplant

Das Projekt sei wichtig im Kampf gegen den Klimawandel und gleichzeitig auch wichtig für die gesamte Gesäuse-Region: Geführte Touren durch das neue Gebiet sollen den Tourismus in der Region ankurbeln und auch Bewusstsein für die Natur schaffen.

Agrarlandesrat Hans Seitinger (ÖVP) sagte, „das Wildnisgebiet Lassingtal ist ein touristisches Angebot zum Thema ,Zurück zum Ursprung’. Naturtourismus wurde zuletzt ja zu einer Cash-Cow, es braucht aber zunehmend verantwortungsvolle Lenkungsqualität und Besuchermanagement.“ Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) sprach von einem „Jahrhundertprojekt, wichtig für Natur und Mensch, wir haben das Glück, noch ein paar unberührte Flecken zu haben, die müssen wir schützen“.

Die Naturschutzorganisation WWF begrüßt die Erweiterung in die Steiermark und spricht vor dem Hintergrund der Klimakrise von einem Meilenstein. In Lunz am See soll ab Mai das „Haus der Wildnis“ als Ausstellungs- und Besucherzentrum fungieren.

Freude bei Umweltdachverband und in NÖ

„Wir freuen uns, dass die Steiermark das nahezu unberührte Lassingtal zum Wildnisgebiet erklären wird. Gut Ding braucht Weile, denn verhandelt wird seit Jahren. Dass für dieses faszinierende Waldökosystem, das einen der letzten Urwälder in Mitteleuropa beherbergt, nun endlich der Durchbruch gelungen ist, ist sehr zu begrüßen“, sagte Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbands, in Reaktion auf die Bekanntmachung im März.

„Das Wildnisgebiet ist ein Natur-Juwel von internationalem Rang“, sagte auch der niederösterreichische Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP): „Mit der Erweiterung wird dieses einzigartige Herzstück und die umliegenden Wälder noch umfassender geschützt und für alle Zeiten erhalten. Ein Meilenstein für den österreichischen und europäischen Naturschutz,“ so Pernkopf.