Wenn in St. Kathrein am Offenegg die Kirchenglocken schweigen dann übernehmen ab und an die Ratschenkinder deren Aufgabe. Mit lautstarkem Klappern und Ratschen ziehen sie um die Kirche – und pflegen damit noch den alten Brauch des Osterratschens.
Zur Leidenszeit Christi innehalten
Franz Ederer stellt in seiner Werkstatt solche Osterratschen her. Schon früh entdeckte er seine Liebe zur Arbeit mit Holz, und absolvierte er auch eine Tischlerlehre. Seit vielen Jahren fertigt er nun schon die hölzernen Lärmgeräte an und zeigt in Kursen wie und warum solche Ratschen gebaut werden.
„In der Leidenszeit von Jesus Christi hat man auch gesagt, dass in der Karwoche nix Euphorisches klingen darf, keine bunten, glänzenden Kleider darf der Mensch anziehen, sondern wirklich innehalten, weil der Sohn Gottes stirbt“, sagt Ratschenbauer Franz Ederer. Auch die Glocken sind ein euphorisches Gerät, so Ederer: „So hat man die Glocken weggetan und das so im Volksbrauchtum über Jahrhunderte gehalten.“
Ratschenmodelle in allen Größen
Mehr als zehn verschiedene Ratschenformen hat der Ratschenbauer in der Literatur gefunden – und sie alle lassen sich auf wenige Grundmodelle reduzieren. In der Werkstatt des Ratschenbauers entsteht neben dem Klassiker unter den Ratschen, der Flügelratsche, auch der große Bruder der Flügelratsche – die Fahnenratsche oder die Schubkarrenratsche.
Insgesamt hat der Ratschenbauer von St. Kathrein am Offenegg bereits 30 verschiedene Modelle gebaut. „In manchen Ortschaften gibt es keine Ratschen im herkömmlichen Sinn. Die haben eine Turmratsche auf dem Turm oben – da muss man raufsteigen und zur richtigen Uhrzeit dann ratschen.“
Ratschen als Kulturerbe
Die Turmratschen sind mittlerweile selten geworden – wenngleich das Ratschen zu Ostern eine lange Tradition hat: bis ins 16. Jahrhundert reichen Aufzeichnungen zurück. Vermutlich wurde es aber auch schon früher praktiziert. Seit 2015 ist das Ratschen in der Karwoche von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe in Österreich, anerkannt.
Ab und an gehen noch Kinder mit ihren Ratschen durch den Ort verkünden so die wichtigsten Uhrzeiten, die Sterbestunde Jesu am Kreuz und die Gebetszeiten, wie sie im Engelsgruß vorkommen.