Frau steht vor einem Fenster
Getty Images/EyeEm/John Encarnado
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Coronavirus

CoV: Unterstützung für Jugend gefordert

Die Coronavirus-Pandemie wirkt sich massiv auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen aus. Steirische Streetworker und Psychologen fordern daher mehr Verständnis und Perspektiven für die Anliegen der Jugendlichen.

Laut einer Studie der Donau-Uni Krems vom März zeigen 56 Prozent der befragten Über-14-Jährigen depressive Symptome, 50 Prozent leiden unter Angst und Schlafstörungen haben sich vervielfacht – mehr dazu in Psychische Gesundheit von Schülern stark beeinträchtigt (science.orf.at).

Jugend leidet unter Angststörungen und Zukunftssorgen

In Parkanlagen oder auf der Straße suchen sich viele Kinder und Jugendliche in Coronazeiten ihren Platz. Streetworker wie Roland Maurer-Aldrian sind hier unterwegs, um Unterstützung anzubieten.

Den 14- bis 21-Jährigen steht auch die Streetwork-Anlaufstelle in der Grazer Annenstraße offen. Dort bemerke man, „dass Angststörungen zunehmen, die Sorge um den Job zunimmt, die Fragen sich nicht mehr um die erste Liebelei drehen, sondern um ernstere Themen: psychische Störungen, Schlafstörungen – all das hat zugenommen. Wir merken auch beim Drogenkonsum, dass riskanter konsumiert wird, dass das Problem Arbeitslosigkeit steigt“, schildert Roland Maurer-Aldrian vom Jugendstreetwork Graz.

Bezahltes Orientierungsjahr gefordert

Eine der Trägerinstitutionen, das SOS Kinderdorf, fordert in Anbetracht der Belastungen nun ein bezahltes Orientierungsjahr für junge Menschen ab 18 Jahren – frei von finanziellem Druck sollen sie sich so ausprobieren können.

Dass es dringend Perspektiven brauche, betont auch der Psychologe Philip Streit, Vorstand des Instituts für Kind, Jugend und Familie in der Steiermark: „Je länger dieser Lockdown dauert, desto mehr merken wir, dass Kinder und Jugendliche belastet sind, dass es eine Fadesse gibt und dass man in eine Mutlosigkeit fällt, weil man selber nicht mehr glaubt, dass was weitergeht.“

Zukunftsperspektiven auf Augenhöhe entwickeln

Für Streit gibt es zwei Möglichkeiten, um mit der Situation umzugehen: „Zu beklagen, dass in der Coronakrise die psychische Gesundheit immer schlechter wird – oder wir arbeiten daran: Wie nutzen wir die Situation, um Zukunftsperspektiven zu entwickeln?“ Genau das müsse auf Augenhöhe geschehen, so Streit. Die Experten fordern daher vor allem Toleranz und mehr Verständnis für die Anliegen von Kindern und Jugendlichen – und die Ausnahmesituation, in der sie sich befinden.