Obstplantage Frostberegnung
ORF Vorarlberg
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Landwirtschaft

Frost: Obstbauern befürchten Ernteausfälle

Bis Freitag macht der Frühling eine Pause, und vor allem kalte Nächte stehen in der Steiermark bevor. Sinken die Temperaturen zu sehr in den Minusbereich, könnten Obstkulturen Schaden nehmen. Schutzmaßnahmen seien aufwendig und teuer, klagen Obstbauern.

Was früher alle vier bis fünf Jahre ein Thema war, begleitet heimische Landwirte mittlerweile fast jährlich: der Frost. Durch die immer frühere Blüte der Obstkulturen würden sich Temperatureinbrüche im April stärker auswirken. Derzeit ist besonders die Marille von den frostigen Nächten betroffen. Aber auch andere Kulturen könnten in den kommenden Tagen Schaden nehmen.

Marillen derzeit am stärksten gefährdet

Ab der Vollblüte sind die jungen Früchte am empfindlichsten. Marillenbäume haben teilweise schon abgeblüht – hier kann sich Frost besonders stark auswirken, schildert der oststeirische Landwirt Walter Schmid. Er beschäftigt sich seit mehr als drei Jahrzehnten mit der Frostbekämpfung: „Natürlich einmal die Marille als Erstes. Aber auch die Kirsche, da sind gewisse Sorten sehr empfindlich, andere nicht so. Aber auch bei Äpfeln ist man schon nervös. Da gibt es auch Sortenunterschiede in der Empfindlichkeit. Also im Prinzip sind alle Kulturen gefährdet“, so Walter Schmid.

In der gesamten Steiermark werden laut Landwirtschaftskammer auf etwa 150 Hektar Marillen angebaut, das sind rund 16 Prozent der österreichischen Marillenflächen. Den größten Flächenanteil hat nach wie vor das Bundesland Niederösterreich. Die Hektaranzahl ist in der Grünen Mark aber seit Ende der 1990er Jahre kontinuierlich im Steigen.

Schutzmaßnahmen aufwendig und teuer

Aktuell gebe es nur vereinzelt Schäden im Süden und Osten von Österreich – etwa bei der Marillen- und Kirschblüte –, hieß es von der Hagelversicherung auf APA-Anfrage. Herbert Muster, Referatsleiter Obstbau in der Landwirtschaftskammer Steiermark erklärt: „Bis minus drei Grad gehen wir davon aus, dass so gut wie keine Schäden stattfinden. Bis minus vier oder fünf Grad gibt es dann Teilschäden – da hängt es meistens von der Blühstärke ab. Und ab unter minus fünf Grad wird es für alle Kulturen kritisch.“

Die wirksamste Maßnahme, um die Obstkulturen zu schützen, ist laut Schmid eine Frostschutz-Beregnungsanlage. Dazu benötige man allerdings viel Wasser – und viel Geld. Ebenfalls teuer sei das Beheizen der Plantagen. Direkte Frostabwehr wie Frostschutzberegnung oder das Aufstellen von Heizöfen betreiben etwa ein Viertel der steirischen Obstbaubetriebe. Etwa 80 Prozent sind gegen einen Totalausfall durch Frost versichert.

gefrorene Obstknospen
Wolfgang Mazelle
Mit Frostschutz-Beregnungsanlagen werden Blüten mit Wasser besprüht, welches gefriert und so Kristallisationswärme freisetzt, die Blätter und Blüten vor Frostschäden bewahrt.

Frostschäden führen zu Wettbewerbsnachteil

Ernteausfälle sorgen aber nicht nur für Verluste im betroffenen Jahr, sondern wirken sich auch längerfristig aus, sagt Muster: „Wir hatten doch 2016 und 2017 massive Ernteausfälle in der gesamten Steiermark. Und wir hatten nach 2018 immer wieder leichte Ernteausfälle. Das wirkt sich natürlich dahingehend aus, dass man keine stabilen Märkte aufbauen kann, wenn man nicht jedes Jahr lieferfähig ist. Das macht uns als Partner für diverse Kunden nicht besonders attraktiv.“

Wie stark sich der Frost der kommenden Nächte tatsächlich auswirken wird, sei erst abzuschätzen, wenn die Früchte auf den Bäumen sind.

Eisige Nordströmung im Anmarsch

Dass die Steiermark Anfang April eine Kaltfront erreicht, die einen Temperatursturz von 15 Grad mitbringt, ist nicht ungewöhnlich, sagt Martin Ortner von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.

Gefährlich für die Obstblüten sei hingegen vor allem der Wind: „Große Gefahr droht in den kommenden Nächten. In windgeschützten Lagen kann es leichten bis mäßigen Frost geben. Grund dafür ist eine eisige Nordströmung. Es klart dadurch auf und dann ist mit minus drei bis minus fünf Grad zu rechnen. Erst am Freitag wird es tagsüber wieder milder und Richtung Wochenende kann man dann optimistischer sein, dass sich deutlich mildere Luft durchsetzt.“